Rachenabstriche statt Rummel
Erster Corona-Drive-in wird auf dem Zentralen Festplatz eingerichtet
Der Zentrale Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm 207 wird zur ersten Corona-Teststation in Berlin. In Neukölln eröffnet am 27. April auf dem Parkplatz vor dem Hotel Estrel an der Sonnenallee Berlins zweiter Corona-Drive-in.
Normalerweise würden die Schausteller auf Berlins größtem Rummelplatz neben dem Flughafen Tegel jetzt ihre Karusselle abbauen. Doch das 50. Berliner Frühlingsfest, das am 19. April zu Ende gegangen wäre, hat in Corona-Zeiten gar nicht stattgefunden. Der Rummelplatz ist ab dem 23. April Berlins erste ambulante Corona-Test-Einrichtung. Teams vom Gesundheitsamt testen symptomatische Personen und nehmen am Autofenster Rachenabstriche.
Der Schaustellerverband Berlin stellt seine Flächen auf dem Festplatz kostenfrei zur Verfügung und übernimmt die Kosten für das Material. Drei weiße Zelte und Zäune sowie Gitter für die Wegeführung werden von den Schaustellern aufgestellt. „Wir wollen helfen, dass viele Menschen getestet werden können und die Corona-Krise so schnell wie möglich vorbei ist“, sagt Michael Roden. Der Chef des Schaustellerverbandes hofft, dass er bald wieder Volksfeste veranstalten kann. Großveranstaltungen wird es auf dem Zentralen Festplatz vor Oktober nicht mehr geben.
Suchradius wird erweitert
Mit dem Corona-Drive-in erweitert das Gesundheitsamt Mitte „den Suchradius für möglicherweise infizierte Personen“, wie Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) mitteilt. Bisher werden nur die symptomatischen Kontaktpersonen getestet, die engen Kontakt zu einer infizierten Person hatten. Sechs Ärzteteams vom Gesundheitsamt testen jeden Tag in zwei Schichten Menschen mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion. Ausgerüstet mit Schutzkleidung und Testmaterial fahren sie vom Lagezentrum im Rathaus Wedding zu den Menschen nach Hause und nehmen dort Abstriche in Rachen oder Nase. Seit dem ersten Fall in Berlin hat das Gesundheitsamt knapp 1000 Abstriche in Wohnungen genommen. Berlins erster Corona-Fall war ein 22-Jähriger aus Mitte. Der Citybezirk hat mit 807 Infizierten (Stand 21. April) auch die meisten Fälle. Berlinweit sind 5341 Menschen an Covid-19 erkrankt.
Im neuen Corona-Drive-in sollen nun auch „symptomatische Personen getestet werden, die nur flüchtigen Kontakt zu einer infizierten Person hatten“, teilt der Bezirk mit. Das Gesundheitsamt vergibt dazu telefonisch individuelle Zeitfenster. Die Kontaktpersonen können mit dem Auto auf dem Zentralen Festplatz vorfahren und bekommen dort einen medizinischen Abstrich. Diese Tests werden vom Landeslabor binnen 24 Stunden ausgewertet. Im Drive-in sollen täglich 40 bis 60 Menschen getestet werden. „Wir müssen uns darauf einrichten, dass wir für die nächsten Monate den Suchradius auf einem hohen Niveau ausweiten, um weitere infizierte Fälle zu erkennen und zu isolieren“, sagt Ephraim Gothe.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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