Armenfriedhof als verwahrloster Minipark
FDP will verwilderten Koppenplatz aufwerten
Der Koppenplatz ist ein historischer Ort. Seit 1853 trägt das ehemalige Friedhofsareal den Namen des Berliner Stadthauptmanns Christian Koppe. Gartendirektor Erwin Barth hat den kleinen Platz 1927 in einen Minipark mit Brunnen umgestaltet. Die FDP-Fraktion will den Platz aufwerten und hat in der BVV einen entsprechenden Antrag gestellt.
Selbstmörder wurden hier begraben, die auf den meist christlichen Friedhöfen der Stadt nicht beerdigt werden durften. Der heutige Koppenplatz zwischen Linien- und Auguststraße war einst der Armenfriedhof im Scheunenviertel. Christian Koppe hatte den Grund 1696 gekauft und ihn der Städtischen Armenverwaltung in der Spandauer Vorstadt geschenkt. Koppe selbst wurde dort nach seinem Tod 1721 auf eigenen Wunsch beerdigt. Der Architekt Friedrich August Stüler errichtete 1855 über dem Grab von Christian Koppe ein markantes Denkmal mit Säulen. Das Grabmal steht heute noch immer auf dem Gehweg neben der Schule am Koppenplatz über der Gruft, in der Christian Koppe sowie mehrere seiner Angehörigen begraben wurden.
Der Platz selbst wurde mehrfach umgestaltet. Unter ihm gab es im Zweiten Weltkrieg zwei Luftschutzbunker, deren Zugänge in den 1950er-Jahren zugemauert wurden. Bei der bisher letzten Sanierung Mitte der 1990er-Jahre ließ das Grünflächenamt die Bunkerruinen abreißen und vergrößerte den Spielplatz.
Der Koppenplatz sei mittlerweile für die Anwohner eine Zumutung. FDP-Fraktionschef Felix Hemmer spricht von „Müll, Drogen und Hundekot. Die Grünanlage in der historischen Spandauer Vorstadt ist verwahrlost und verwildert immer mehr“, sagt Hemmer. Auf dem Spielplatz seien schon Drogenbestecke gefunden worden. „Durch den Wildwuchs sowie die mangelhafte Beleuchtung werden Drogenkonsum und Dealen geradezu gefördert“, so der FDP-Chef. Er fordert eine ausreichende Beleuchtung der Grünanlage sowie größere und schließbare Müllbehältnisse. „Außerdem wäre eine Informationstafel mit der Erläuterung der historischen Bedeutung des Platzes wünschenswert“, so Hemmer.
Infostele für "Verlassenen Raum"
In einem weiteren Antrag will die FDP-Fraktion zudem eine Infostele für das Denkmal „Der verlassene Raum“ von Karl Biedermann aufstellen lassen. Touristen setzen sich gern an den Tisch und machen Fotos. Was die 1996 auf dem Koppenplatz errichtete Bronze-Skulptur bedeutet, erfahren sie nicht. Das Denkmal „Der verlassene Raum“ besteht aus einer Bodenplatte als Fußboden, auf der eine Tisch mit einem Stuhl daran steht. Ein zweiter Stuhl liegt umgefallen daneben. Die Bodenplatte wird von einem Fries mit Versen aus der 1947 erschienenen Gedichtsammlung von Nelly Sachs eingerahmt. Das Denkmal, das die Künstler ursprünglich auf dem Gehweg installieren wollten, erinnert an die Deportation der Juden aus dem Scheunenviertel während der Nazizeit.
Die FDP-Anträge wurden auf der letzten BVV vor der Sommerpause in den Umweltausschuss und in den Kulturausschuss überweisen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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