Aus für Karstadt ist besiegelt
Filialen an Müllerstraße und Wilmersdorfer Straße schließen
Das Aus für Karstadt am Leopoldplatz steht fest. Das Kaufhaus soll wie angekündigt Anfang 2024 schließen. Der Wedding verliere damit einen Teil seiner Identität, bedauert Bürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne). Betroffen ist auch die Filiale an der Wilmersdorfer Straße.
Der Kahlschlag der kriselnden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht weiter. Der Handelsriese hat jetzt bekanntgegeben, welche Standorte deutschlandweit schließen müssen. Insgesamt sind es 52 von 129 Warenhäusern. In Berlin stehen wie befürchtet die Filialen an der Müllerstraße in Wedding und an der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg vor dem Aus. Mit beiden Kaufhäusern soll zum 31. Januar 2024 Schluss sein. Nicht betroffen sind demnach die Berliner Filialen Ring-Center, Alexanderplatz, Hermannplatz, Tempelhofer Damm, Kurfürstendamm, Schloßstraße, Carl-Schurz-Straße und Tegel.
Galeria Karstadt Kaufhof hatte zuletzt Ende Oktober 2022 zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund wurden die Energiepreise und die Konsumflaute genannt. „Die angekündigte Schließung der Häuser wird große Auswirkungen auf die Innenstädte haben“, teilte die Gewerkschaft Ver.di mit. „Es drohen Verödung und Leerstand.“ Nun seien die Bezirksbürgermeister und der Berliner Senat gefragt.
Die werden allerdings nicht viel dagegen tun können. In der Weddinger Filiale am Leopoldplatz soll nach einer längeren Umbauphase zumindest wieder ein Warenhaus eröffnen – in abgespeckter Version. Eine öffentliche Infoveranstaltung hatte es im Bezirk zu den Plänen bereits gegeben. Ob es tatsächlich so kommt, ist ungewiss. „Die Nachricht von der Anfang kommenden Jahres geplanten Schließung des traditionsreichen Karstadthauses am Leopoldplatz nehmen wir im Bezirksamt mit Enttäuschung und Betroffenheit vor allem mit Blick auf die Mitarbeitenden zur Kenntnis, die damit ihre Beschäftigung verlieren werden“, kommentiert Bürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) das Aus. „Ich hoffe, dass es gelingt, ihnen zeitnah andere Alternativen zu bieten.“ In vielen Gesprächen mit dem Gebäudeeigentümer und dem Warenhauskonzern haben sie, so Remlinger weiter, ihr Amtsvorgänger Stephan von Dassel und Stadtratskollege Ephraim Gothe (SPD) mehrfach überzeugend dargelegt, „mit welchen kreativen Ideen und Konzepten sich die Filiale für die Zukunft neu aufstellen ließe und ihr eine wirtschaftlich erfolgversprechende Perspektive verschafft werden könnte“. Denn: „Mit der Karstadt-Filiale verliert der Wedding einen Teil seiner Identität, das ist sehr bedauerlich.“ Für viele Menschen im Bezirk sei die Filiale immer noch ein Anziehungspunkt.
Stefanie Remlinger erinnerte auch daran, dass das Bezirksamt vor einigen Jahren eine große Umfrage in dem von der Schließung bedrohten Haus initiiert hatte – mit überwältigend positiver Resonanz für den Erhalt des Hauses. „Schade, dass dieses Echo letztlich ungehört geblieben ist.“
Der Karstadt-Filiale an der Wilmersdorfer Straße droht derweil der Abriss. Die Eigentümerin des Grundstücks will dort wie berichtet neu bauen: für Gewerbe, Büros und Wohnen. Für die FDP-Fraktion geht mit der Schließung eine Kaufhaus-Ära an diesem Standort zu Ende. „Eine absehbare Entscheidung, die bei allen wirtschaftlichen Erwägungen unserer Ansicht nach auch am Missmanagement des Bezirks-amts im Umgang mit der Anziehungskraft der Einkaufsstraße lag“, so Fraktionschef Felix Recke-Friedrich. In den Gesprächen mit dem Grundstückseigentümer, die das Bezirksamt bereits führt, müsse nun ein zukunftsträchtiges Konzept entwickeln werden, das auch dem umliegenden Handel und der Gastronomie Wirtschaftlichkeit sichere. Längerer Leerstand müsse vermieden werden und ein möglicher Abriss und Neubau zügig vonstatten gehen.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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