Probesitzen am Rathaus
Firma Wall präsentiert neue Toiletten-Pavillons

Gespanntes Warten: Gleich öffnet Toiletten-Entwickler Michael Wittner mit einer App das neue Hightech-WC. Senatorin Regine Günther und Wall-Chef Patrick Möller testen es als Erste. | Foto: Dirk Jericho
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In den kommenden zwei Jahren will der Stadtmöblierer Wall 193 neue City-Toiletten aufstellen. Die grauen Kisten in Modulbauweise sind die modernsten Toilettenhäuschen, die Berlin je hatte.

Jetzt gehts um die Wurst. Wie bei einer Automesse-Show hat die Firma Wall am 11. September am Molkenmarkt ihre neue „City-Toilette Berlin“ präsentiert. Die Berliner sollten zwei Tage die Möglichkeit bekommen, den Prototyp am Molkenmarkt zu testen, bevor er in Serienproduktion geht.

Der graue Klo-Pavillon stand zur Präsentation auf einem weißen Podest, Hostessen reichten Minitörtchen mit braunem, gekringeltem Klecks drauf und die Besucher nahmen jede Kloschüssel genau unter die Lupe. Verkehrssenatorin Regine Günther zeigte sich ebenfalls begeistert von der neuen Toilette beim Rundgang mit Wall-Geschäftsführer Patrick Möller. Der versprach für Berlin die „beste Toilettenausstattung in Europa“.

31 zusätzliche Standorte

In den kommenden zwei Jahre werden alle bestehenden Wall-Toiletten durch diese neuen ersetzt. Zuerst werden die 31 neuen, zusätzlichen Standorte mit den Modulbauten bestückt. Im Bezirk Mitte werden neue Hightech-WCs im Weinbergspark, auf dem Spittelmarkt, auf dem Dreieck an der Ecke Gormann- und Weinmeisterstraße und neben der Schillerplansche im Planschepark errichtet. Die Benutzung der Toiletten wird weiterhin 50 Cent kosten.

Die barrierefreien City-Toiletten haben die Wall-Ingenieure als Modulsystem entwickelt, die je nach Standort kombiniert und bei Bedarf auch durch zusätzliche Module erweitert werden können. 28 Anlagen erhalten Wickeltische, 85 Anlagen ein zusätzliches kostenfreies Pissoir, und an 43 Standorten werden Toiletten mit mehreren Sitzplätzen errichtet. Es gibt auch die Variante, dass ein Kiosk-Modul angebaut wird. Details, an welchem Standort was möglich ist, werden derzeit verhandelt.

Die Edelstahl-Urinale sind offen und nur durch eine Halbwand abgeschirmt. Zukünftig gibt es auch eine Toiletten-App, mit der man die Wall-Toiletten orten, per Handy bezahlen und öffnen und deren Zustand auch bewerten kann.

Geldstrafe bei schlechter Reinigung

Dass die Klohäuser sauber bleiben, dafür sorgen bei Wall 50 Mitarbeiter, sagte Patrick Möller. Er nannte den Betrieb der Anlagen „die größte Herausforderung“. Der Senat, der die Wall-Toiletten kauft und die Firma für den Betrieb bezahlt, setze „sehr hohe Qualitätsstandards für die Reinigung und Instandhaltung“, wie die zuständige Senatorin Regine Günther sagt. Das soll anders als bisher regelmäßig kontrolliert werden. Im neuen Toilettenvertrag ist geregelt, dass Wall Geldabzüge bekommt, wenn „der Standard unterschritten wird“.

Die Werbefirma Wall hatte im Juni in einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für Berlins neue Toiletten bekommen. Die Wall GmbH errichtet die öffentlichen Toilettenanlagen und betreibt sie für die nächsten 15 Jahre. Anders als in den Jahrzehnten zuvor ist das Klogeschäft nicht mehr mit Werbedeals gekoppelt. Bisher hat Wall die Anlagen betrieben und durfte im Gegenzug Werbewände im öffentlichen Straßenland betreiben und Werbung auf den Klo-Pavillons selbst machen. Das ist mit dem neuen Toilettenvertrag nicht mehr möglich. Der Toilettenbetrieb ist von den Werberechten vollständig entkoppelt worden. Der Senat hat Werbung und Toilettenbetrieb in getrennten Verfahren ausgeschrieben und erhofft sich dadurch unterm Strich mehr Einnahmen für die Landeskasse.

Berlin rechnet mit 350 Millionen Euro Einnahmen aus den Werbeverträgen. Nach Abzug der Toilettenkosten in den kommenden 15 Jahren würde ein Plus von 115 Millionen Euro bleiben, so die Rechnung. Weiterer kalkulierter Vorteil: qualitativ bessere Toiletten und weniger Werbeanlagen; bei den Großwerbevitrinen eine Reduzierung um etwa 30 Prozent.

In den nächsten zwei Jahren werden 193 neue Toilettenanlagen aufgebaut, das sind 23 Toiletten mehr als im Toilettenkonzept geplant. Vorhandene Toilettenanlagen im Bestand des Landes Berlin wie WC-Center und Cafè-Achteck- Anlagen (insgesamt 37) wird Wall weiter betreiben; weitere 50 Toiletten betreiben andere Firmen. Insgesamt hat Berlin so 280 WCs in der Grundversorgung. Ab 2021 kann Wall laut Vertragsoption 86 aufstellen. Berlin hat dann 366 öffentliche Toiletten.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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