Warnung zum Ferienbeginn
"Gaffen ist gefährlich"-Kampagne will Autofahrer ermahnen

Eine Frau hat durch Gaffen einen weiteren Unfall verursacht und sitzt seither im Rollstuhl. Eine von drei Geschichten der Kampagne "Gaffen ist gefährlich", deren Federführung das saarländische Verkehrsministerium hat. | Foto: Presseteam MWAEV / YouTube
  • Eine Frau hat durch Gaffen einen weiteren Unfall verursacht und sitzt seither im Rollstuhl. Eine von drei Geschichten der Kampagne "Gaffen ist gefährlich", deren Federführung das saarländische Verkehrsministerium hat.
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BERLIN / SAARBRÜCKEN - Ferienzeit ist leider auch Gafferzeit: Wenn es auf deutschen Autobahnen im Urlaubsreiseverkehr kracht, werden Handys gezückt und Rettungskräfte behindert. Eine drastische Kampagne will mit Schockvideos im Netz und auf Plakaten dieses Fehlverhalten thematisieren.

Es ist kein Zufall, dass das Saarland jetzt auch im Netz bundesweit seine Kampagne "Gaffen ist gefährlich" fährt. Denn nach und nach beginnen in den einzelnen Bundesländern die Sommerferien - heute in Berlin und Brandenburg. Damit verbunden im Reiseverkehr sind Staus - und leider wohl wieder Unfälle. Letztere ziehen die Autobahn-Gaffer an. Das sind pietätlose Menschen, die Rettungseinsätze behindern, dreist langsamer mit ihrem Pkw fahren, um Fotos von Schwerverletzten oder gar Toten zu schießen. Diese Gaffer verursachen dabei teilweise schwere Folgeunfällen. Als erstes Bundesland hält das Saarland den Gaffern mit einer groß angelegten Kampagne ihr Fehlverhalten vor Augen. Das Logo der Kampagne ist der Buchstabe "G", welches als geschwungene Waffe abgeändert wurde - es wirkt, als erschieße man sich selbst. "Gaffen ist gefährlich" und soll nicht nur regional aufrütteln. Denn alle Bundesländer haben mit dem Problem zu kämpfen.  

Politik arbeitet an Gesetzentwurf

Zuletzt ist in Brandenburg ein besonders dreister Fall bekannt geworden. Vor etwas über drei Wochen, am 27. Mai, waren Beamte der Verkehrspolizei der Direktion Ost gezwungen, zusätzlich Einsatzkräfte abzustellen, nur um Schaulustige auf der Bundesautobahn 12 zwischen Fürstenwalde West und Storkow (Landkreis Oder-Spree) fernzuhalten. Gaffer verursachten dort einen Rückstau. Noch am Unfallort erlag ein erst 34-Jähriger seinen schweren Verletzungen. Widerlich: Autofahrer ließen die Scheibe runter und hielten ihre Kameras aus dem Fahrzeug. Auch die Brandenburger Polizei hofft, dass endlich Gaffer härter bestraft werden können. Was ebenso die Rettungskräfte (viele von ihnen ehrenamtlich in der Freizeit tätig!) nach solchen Aktionen fordern, will das Bundesjustizministerium nun bald umsetzen. "Wir sind dabei, einen Gesetzentwurf zu erarbeiten, den wir zeitnah vorlegen werden", zitierte die Main Post eine Sprecherin der Berliner Behörde.

Frau im Rollstuhl soll wachrütteln

In den sozialen Medien werden inzwischen die Clips von "Gaffen ist gefährlich" heftig diskutiert. Da sieht man etwa ein Video mit Nadine, die laut dem Ministerium vor zwei Jahren auf dem Weg zur Arbeit an einem Unfall vorbei fuhr und dort ein Foto davon schoss, es auf Instagram teilte und dabei einen Auffahrunfall verursachte. Heute sitzt die 28-Jährige im Rollstuhl. "Wir müssen potenziellen Gaffern verdeutlichen, dass sie sich mit ihrem Verhalten selbst gefährden und auch die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer beeinträchtigen", sagte Anke Rehlinger vom Verkehrsministerin des Saarlandes. Die weiteren Clips mit Rosie und Martin sollen Autofahrer ermahnen, nicht das Handy für Schnappschüsse hochzuhalten. Man könnte sonst alles für ein einziges Foto verlieren. Fairerweise sollte auch erwähnt werden, dass es genauso Autofahrer gibt, die vorbildlich Unfallstellen umfahren und nicht zu den Schaulustigen gehören. 

Autor:

Marcel Adler aus Friedrichshain

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