Theaterkrieg im Monbijoupark
Genehmigung für Holzarena als kommunalpolitisches Schmierenstück
Noch bevor die Kulissen und das Amphitheater für die Sommersaison aufgebaut werden, tobt ein Genehmigungskrieg und Politkrimi am Spreeufer.
Diese Geschichte von Geld, Macht und Ränke hätte William Shakespeare nicht besser schreiben können. Doch was sich hier seit Monaten und vor allem in den vergangenen Wochen abspielt, sollte so nicht auf die Bühne. Um das Monbijoutheater und die Märchenhütten gibt es Zoff und Streit seit über zehn Jahren, der nun eskaliert.
Der Theaterbetrieb in der Grünfläche ist eigentlich nicht zulässig; Theaterdirektor Christian Schulz braucht dazu jedes Jahr eine Ausnahmegenehmigung vom Bezirk. Und einen Mietvertrag für die Fläche von der Humboldt-Universität, der die ehemaligen Charité-Bunkeranlagen an der Monbijoustraße gehören. Bisher hatte Schulz die Unterstützung der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Die hatte 2013 sogar beschlossen, den B-Plan für den Bereich im Monbijoupark zu ändern, damit das Theater dauerhaft bleiben kann und die jährlichen Anträge entfallen. Doch daraus wird nun nichts, der Wind hat sich komplett gedreht. Grund dafür ist steigender Ärger über Schulz‘ Gebaren und Wut darüber, dass der Theaterchef in einem öffentlichen Park pro Jahr knapp drei Millionen Euro scheffele – vor allem mit der Strandbar und der Tanzfläche. Viel Geld, das der Unternehmer lieber in sein privates Schloss in Schwante stecke anstatt in den Monbijoupark oder für vernünftige Arbeitsbedingungen der Schauspieler sorge, wie der Linke-Bezirksverordnete Sven Diedrich ihm schon vor Monaten schrieb. Laut Schulz‘ eigenen Angaben, die er der BVV-AG Monbijou Theater geschickt hat, bleiben nach Abzug der Kosten etwa eine Million Euro Gewinn.
Nur noch gemeinnützige Träger erwünscht
Im Dezember hat die BVV einen Antrag von Linken, Grünen und FDP mit dem Titel „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“ beschlossen. Genehmigungen im Park sollen zukünftig nur noch an „gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vergeben werden“, heißt es da. Und Gastronomie nur soviel erlaubt sein, wie für den Betrieb des Theaters erforderlich ist. Außerdem solle das B-Planverfahren eingestellt werden. Als Partner wird in dem Beschluss ausdrücklich der Förderverein Freunde des Theaters im Monbijoupark genannt. Vorsitzende des Freundeskreises Monbijou Theater e.V., wie er korrekt heißt, sind der Regisseur Maurici Farré, der Bühnenbildner David Regehr und Ensemblesprecher Matthias Horn. David Regehr, Schulz‘ Geschäftspartner von Anfang an und Erfinder des Amphitheaters, war bisher wie die anderen beiden auch Teil der Theaterleitung im Monbijou Theater. Die drei haben – anscheinend hinter dem Rücken von Christian Schulz – die gemeinnützige Theater an der Museumsinsel GmbH gegründet und sich bei der Humboldt-Uni um einen Pachtvertrag beworben.
Doch so einfach funktioniert der Sturz des großen Zampano Christian Schulz nicht, der gern in Frack und Zylinder den Zirkusdirektor mimt und von dem man weiß, dass er schnell die Samthandschuhe auszieht, wenn jemand nicht nach seiner Pfeife tanzt. Christian Schulz hatte bereits Zugeständnisse gemacht, um die Probleme zu lösen. Damit es nach 22 Uhr keine Lärmbeschwerden mehr gibt, hat er schon vor ein paar Monaten eine Bar in den benachbarten S-Bahnbögen gekauft. In der James-Simon-Bar sollen die Gäste nach dem Theaterbesuch weiter feiern, so der Plan. Auch die kritisierte Alkoholwerbung auf den Liegestühlen wollte er entfernen.
"Nicht rechtmäßige Entscheidungsfindung"
Als Schulz von den Plänen seines Ex-Partners Wind bekam, hat er sich ebenfalls bei der Humboldt-Uni beworben – mit einer eigens und wegen des BVV-Beschlusses gegründeten gemeinnützigen Monbijou Theater 2 AufführungsGmbH. Nach Informationen der Berliner Woche soll eine Auswahlkommission für die Regehr-Truppe gestimmt haben. Brisant: In der Jury saßen neben der Humboldt-Uni und SPD-Baustadtrat Ephraim Gothe zwei BVV-Mitglieder der Linken und Grünen, also der Parteien, die den BVV-Beschluss zugunsten der Gemeinnützigkeit initiiert hatten.
Schulz‘ Anwalt Gregor Lethen moniert dies und andere Verfahrensfehler in einem dreiseitigen Schreiben an Gothe und kündigt an, sich mit allen Mitteln gegen „eine nicht rechtmäßige Entscheidungsfindung“ zu wehren. Aus den Unterlagen geht auch hervor, dass der Linke-Bezirksverordnete Sven Diedrich, der sich als Politiker bei der Humboldt-Uni für Regehr starkgemacht hat, wohl nicht ganz uneigennützig handelt. David Regehr soll 2012 für Diedrich Schulden in Höhe von mehr als 35.000 Euro beglichen haben. Regehr hatte für Diedrichs Restaurant „Luxemburg“ im Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz gebürgt. Weil Diedrich mit der Kneipe insolvent ging, musste er zahlen. Sven Diedrich sagt, dass das Geld damals von Regehrs Geschäftspartner Christian Schulz kam, der seinerzeit Interesse an dem Restaurant gehabt haben soll.
In dem Politkrimi hat David Regehr auch seinen Partner Schulz angezeigt, weil der illegal die E-Mails über den Account post@freundeskreis-monbijou-theater.de mitgelesen haben soll, über die der Freundeskreis mit der BVV-AG Monbijoutheater und der Humboldt-Uni Informationen ausgetauscht hat. Wie es aussieht, wusste Christian Schulz im Detail Bescheid, was gegen ihn läuft. Das ergibt sich auch aus der Detailtiefe in dem Anwaltsbrief an Baustadtrat Gothe vom 17. März.
Der Stadtrat wollte sich zum Genehmigungskrieg nicht äußern. „Wir sind in Abstimmungsgesprächen mit dem Flächeneigentümer HU“, sagt Gothe nur. Und auch die Humboldt-Uni geht in Anbetracht drohender Klagen und Scharmützel in Deckung: „Wir befinden uns als HU noch mitten in einem komplexen Entscheidungsprozess zu dem Thema, weshalb wir uns zu Ihren Fragen im Moment nicht äußern. Ich kann Ihnen aber sagen, dass die Intentionen der HU grundsätzlich eine Fortführung des Theaterbetriebs im Monbijoupark zum Ziel haben“, so HU-Sprecher Hans-Christoph Keller.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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