Grenzwald jetzt Mauerdenkmal: Ben Wagins Parlament der Bäume wurde unter Schutz gestellt



Mitte. Die originalen Mauerreste inmitten des Regierungsviertels am Schiffbauerdamm neben dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus stehen jetzt unter Denkmalschutz.

Nach jahrelangen Bemühungen hat das Landesdenkmalamt das Parlament der Bäume und das Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages als Teil des Denkmalbereichs Berliner Mauer unter Schutz gestellt. Das teilte die Kulturverwaltung mit.

„Es ist gut, dass dieser Ort nun unter Denkmalschutz steht“, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke). „In einer Zeit, als die Mauer systematisch beseitigt wurde und Restabschnitte nur unter großen Mühen zum Denkmal erklärt werden konnten, gelang es Ben Wagin, einen ungewöhnlichen Gedenkort von großer Authentizität und Symbolkraft zu schaffen“, so der Senator.

Der Berliner Aktionskünstler und Öko-Aktivist Ben Wagin hatte kurz vor der ersten demokratischen Volkskammerwahl am 18. März 1990 Teile der Hinterlandmauer im Grenzstreifen besetzt und das Areal zum Parlament der Bäume erklärt. Bundestagsabgeordnete des ersten gesamtdeutschen Bundestags pflanzten 100 Bäume auf dem ehemaligen Grenzstreifen. Ben Wagin pflanzte in den vergangenen 27 Jahren gemeinsam mit seinem Verein Baumpaten und Politikern weitere Bäume. Mit Unterstützung weiterer Künstler wurde das Areal wurde zum Gedenkort für die Maueropfer. Auf Granitplatten in dem Grenzwald stehen die Namen von 258 Menschen, die bei Fluchtversuchen getötet wurden. Außerdem gibt es Gedenksteine, Blumenbeete und Texte zum Mauergedenken.

Für den Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses wurden Ende der 1990er-Jahre Mauersegmente aus dem Parlament der Bäume abgebaut. Sie wurden in das Parlamentsgebäude am Schiffbauerdamm integriert und sind seitdem das öffentlich zugängliche Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages. Mit der jetzt erfolgten Eintragung in die Berliner Denkmalliste ist das Parlament der Bäume vorerst gesichert. Das Areal gehört dem Bund und ist eine Reservefläche für mögliche Gebäude. Ab 2018 wäre das Schicksal der außergewöhnlichen Mauergedenkstätte offen gewesen. Eine Entfernung des Denkmals ist nun nicht mehr ohne Weiteres möglich. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

KulturAnzeige
Das Humboldt Forum lädt zu Thementagen ein.  | Foto: SHF / Stefanie Loos
4 Bilder

Erinnern an den Umbruch von 1989
Thementage „Transformiert euch“ im Humboldt Forum vom 3. bis 6. Oktober

Vor 35 Jahren war Berlin ein Zentrum für Umbrüche. In der DDR demonstrierten Menschen für Demokratie und gegen das Regime, auch rund um den Palast der Republik, wo heute das Humboldt Forum steht. Besonders symbolisch war der 7. Oktober 1989: Während drinnen der 40. Jahrestag der DDR gefeiert wurde, protestierten draußen Bürger*innen. Nach dem Mauerfall wurde der Palast kurzzeitig ein Ort gelebter Demokratie, bevor er im September 1990 endgültig geschlossen wurde. Mit den Thementagen...

  • Mitte
  • 20.09.24
  • 470× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Volkskrankheit Divertikulitis
Wann steht der Darm auf Messers Schneide?

Etwa jede dritte Person in Deutschland entwickelt im Laufe des Lebens Divertikel – harmlose Ausstülpungen im Dickdarm, besonders im Sigma. Diese Ansammlung von Divertikeln, bekannt als Divertikulose, nimmt mit dem Alter zu und betrifft auch zunehmend Menschen unter 45 Jahren. Wenn sich Divertikel entzünden, spricht man von Divertikulitis. Betroffene leiden oft unter Schmerzen im linken Unterbauch. Während die meisten akuten Entzündungen medikamentös behandelt werden können, erfordern schwere...

  • Reinickendorf
  • 21.09.24
  • 233× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.