Die wollen nur spielen
Gründungsensemble des Theaters im Monbijoupark protestiert gegen Umsturz

Wollen zurück in ihre Holzarena und Märchenhütten im Monbijoupark: das Gründungsensemble des Monbijou Theaters auf der Monbijoubrücke.  | Foto: Dirk Jericho
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Über 6500 Menschen haben schon die Onlinepetition „Rettet das Original Monbijou Theater und die Märchenhütten“ unterschrieben. Der Theaterkrieg um die feindliche Übernahme ist in vollem Gange.

Am 8. Juni will das neu gegründete „Theater an der Museumsinsel“ mit der Premiere von „Faust“ die Theatersaison im Monbijoupark eröffnen. Dabei läuft das Drama um die beliebte Parkbühne seit über sechs Monaten. In teils verstörenden Rollen spielen Bezirkspolitiker, Verpächter und Theaterbetreiber ein fieses Schmierenstück um Verrat, Macht, Gier, Neid und Missgunst. Jetzt schalten sich auch die Gründer des Hexenkessel Hoftheaters, wie das beliebte Off-Theater von 1998 bis zu seiner Umbenennung in Monbijou Theater hieß, ein in den Politkrimi am Spreeufer.

„Hamlet und Rotkäppchen sind obdach- und arbeitslos!“, heißt es in einer Onlinepetition zur Rettung des „Original Monbijou Theaters und der Märchenhütten“, die von ehemaligen Mitarbeitern und dem freien Hexenberg-Ensemble (ehemals Hexenkessel Hoftheater) gestartet wurden. Die Hexenberg-Schauspieler betrachten sich als „die moralischen Erben des Spielortes“, wie Hexenkessel-Urgestein Carsta Zimmermann sagt. Sie hatte vor vier Jahren mit 14 weiteren Kollegen und etwa genauso vielen Bühnenkollegen (Maskenbildner, Kostümschneider etc.) das Monbijou Theater im Streit mit der Theaterleitung verlassen und das Hexenkessel-Ensemble im Pfefferberg-Theater gegründet. Grund damals waren Streitigkeiten über die Ausrichtung des Theaters. Theaterdirektor Christian Schulz hatte immer mehr ein Parkevent mit Barbetrieb aus dem beliebten Open-Air-Theater gemacht.

Ur-Ensemble unterstützt ehemaligen Betreiber

Doch nach dem dubiosen Sturz ihres früheren Chefs unterstützen sie ihn jetzt. Denn zur ehemaligen Theaterleitung gehörten neben Schulz auch die Leute, die jetzt den Zuschlag für das Parktheater bekommen haben. Die Art und Weise des Putsches findet das Ur-Ensemble verachtenswert. Mit den Neuen will die Truppe deshalb nichts zu tun haben.

Die gemeinnützige Hexenberg GmbH will „wieder nach Hause“ in den Monbijoupark, wie es eine der Schauspielerinnen der ersten Stunde, Claudia Graue, nennt. Die Schauspieler wollen gemeinsam mit Christian Schulz neu starten und wieder in der schönen Holzarena spielen. Das Ensemble sucht einen neuen Spielort und weiß am besten, dass der Monbijoupark Garantie für ein volles Haus ist.

Christian Schulz hat allerdings von der Humboldt-Universität (HU) keinen Mietvertrag für die Fläche auf den ehemaligen Charité-Bunkeranlagen an der Monbijoustraße bekommen. Auf Druck der Bezirkspolitik hat die HU das Areal an die gemeinnützige Theater an der Museumsinsel GmbH vermietet. Sie wurde hinter dem Rücken von Schulz von seinem Geschäftspartner im Monbijou Theater, David Regehr, und von Regisseur Maurici Farré sowie Schauspieler Matthias Horn gegründet. In den Verhandlungen mit der Humboldt-Uni hatten Linke-Verordneter Sven Diedrich, Frank Bertermann von den Grünen und SPD-Baustadtrat Ephraim Gothe auf die Vergabe an die neue GmbH gedrängt. Die von Schulz nach Bekanntwerden der Pläne gegründete gemeinnützige Monbijou Theater 2 AufführungsGmbH kam nicht zum Zuge. Die Bewerbung der gemeinnützigen Hexenberg GmbH wurde erst gar nicht berücksichtigt, wie Roger Jahnke, Mitbegründer des Theaters im Monbijoupark und Hexenberg-Produzent, sagt.

Dem ganzen Umsturzstück vorausgegangen war ein BVV-Beschluss von Dezember auf Initiative der Linken, Grünen und FDP mit dem Titel „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“. Genehmigungen im Park sollten zukünftig nur noch an „gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vergeben werden“, heißt es da. Grund für den Unmut über den langjährigen Betreiber Christian Schulz waren intransparente Angaben zu den Gewinnen und die vermeintlich schlechte Behandlung der Schauspieler. Schulz wird vorgeworfen, sich am Theaterbetrieb in einer öffentlichen Grünfläche persönlich bereichert zu haben. Sein ehemaliger Unterstützer und seit dem Putsch Intimfeind Sven Diedrich (Linke) sagt, Schulz habe die Gewinne aus dem Parktheater in sein privates Schloss in Schwante gesteckt. Schulz wiederum behauptet, das Schloss sei die finanzielle Sicherheit für die Theaterinvestitionen.

Geschäft mit Millionenumsatz

Wie es aussieht, wollen jetzt andere ordentlich Geld verdienen im Park. Aus Unterlagen geht hervor, dass in der Spielstätte bisher knapp drei Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet wurden – vor allem mit der Strandbar und der Tanzfläche. Obwohl der BVV-Beschluss sagt, dass zukünftig nur noch soviel Gastronomie erlaubt sein soll, wie für den Betrieb des Theaters erforderlich, hat Baustadtrat Ephraim Gothe nichts gegen die Tangotanzfläche am Ufer. David Regehr als neuer Chef hat sie sogar überdachen lassen. Eine ausgeklügelte Tonanlage soll dafür sorgen, dass es keinen Lärmärger mehr gibt mit den Nachbarn. Gothe betont, dass die neue Betreiberfirma Transparenz bei den Einnahmen zugesagt hat. So soll es einen Beirat geben, „der die Bücher prüft“. Laut Gothe sind darin „ein Vertreter der HU, des Bezirksamtes und eine Person des öffentlichen Lebens“. Es bleibt abzuwarten, wie mögliche Überschüsse des Parktheaters verwendet werden und ob es Registrierkassen an den Barcontainern und Ticketschaltern gibt. Immerhin waren bisher laut Schulz‘ eigenen Angaben, die er im vergangenen Jahr der BVV geschickt hatte, nach Abzug der Kosten etwa eine Million Euro Gewinn übrig geblieben.

Weil Christian Schulz seinem ehemaligen Partner David Regehr nicht sein hölzernes Amphitheater vermacht, wird das neue Theater sehr spartanisch errichtet. Statt aufwändiger Bühnenkonstruktion wird es ein Bühnenpodest in der Mitte geben, um das sich die Sitzplätze gruppieren. An einem Stangengerüst hängt ein Bild vom Monbijouschloss. Baustadtrat Gothe, der den Betreiberwechsel unbedingt wollte, nennt das „recht provisorisch und die einzelnen Komponenten genehmigungsfrei“. Der Denkmalschutz sehe das „entspannt.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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