Politikum ums Pilgern
Grüne wollten Jakobsweg ausschildern, verhindern dann aber den BVV-Antrag

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Tempelhof-Schöneberg hatte im Dezember einstimmig einen gemeinsamen Antrag von SPD, Grüne und CDU beschlossen, die berühmte Pilgerroute auszuschildern. In Mitte hingegen wird es wegen der Grünen keine Schilder geben, obwohl die Fraktion eigentlich dafür ist.

Der Weg ist das Ziel. Dieser Spruch vereint alle, die einmal auf dem Jakobsweg in die nordspanische Stadt Santiago de Compostela pilgern wollen. Jedes Jahr machen sich Hunderttausende aus aller Welt auf die historische Pilgerroute – nicht nur aus religiösen Gründen. Mit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ hat die Pilgerreise in Deutschland nochmal Auftrieb bekommen. In vielen Städten ist die Route mit der Muschel als Symbol für die Jakobspilger ausgeschildert. Eine uralte Route führt über die einstige mittelalterliche Reichsstraße „Via Imperii“ auch durch Berlin. Die Pilger liefen von Stettin über Berlin nach Leipzig und bogen dort Richtung Santiago ab.

Die CDU-Fraktion wollte wie die BVV in Tempelhof-Schöneberg ebenfalls den Jakobsweg in Mitte ausschildern. Das Bezirksamt soll das „erlauben und fördern“, heißt es in dem CDU-Antrag. Gemeinsam mit der Jakobusgesellschaft sollte die Beschilderung „mit den anderen Bezirken und dem Senat“ abgestimmt werden. Doch der CDU-Antrag wurde im Januar in den Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit, Ordnungsamt und Gleichstellung (WiArb) überwiesen, vertagt und im Februar schließlich mit den Stimmen der SPD und Linken abgelehnt. CDU, Grüne und AfD waren für den Jakobsweg. Auf der April-BVV aber wurde dann die Ausschussempfehlung, den Pilgerweg-Antrag abzulehnen, ganz knapp abgelehnt – mit den Stimmen der Grünen.

Die Ablehnung der Ablehnung hatte zur Folge, dass in der BVV wieder über den Ursprungsantrag der CDU abgestimmt wurde – also den Jakobsweg auszuschildern. SPD und Linke stimmten dagegen und hatten mit einer Stimme die Nase vorn. Nur, weil sich die Grünen, die für den Jakobsweg waren, der Stimme enthalten hatten. Das Theater hatte folgenden Grund: Die Grünen wollten nicht „Mehrheitsbeschaffer für die AfD sein“, wie ein Mitglied sagt. Aus diesem politischen Kalkül heraus verhindern die Grünen eine winzige Beschilderung für den historischen Pilgerweg, der für die Linken und die SPD „keine große Rolle für Berlin spielt“, wie Linke-Fraktionschef Thilo Urchs sagt. Im Ausschuss waren die Grünen noch für den Jakobsweg. Dort war es anscheinend kein Problem, gemeinsam mit der AfD für den CDU-Antrag zu stimmen.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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