Malerin Elly Frank: Juliane Schneider recherchiert für einen Stolperstein
Über 6100 sogenannte Stolpersteine wurden bereits auf Berliner Gehwegen verlegt. Die Gedenktafeln aus Messing vom Künstler Gunter Demnig sollen an Opfer des Nationalsozialismus an den früheren Wohnorten erinnern. Name, Geburts-, Deportations- und Ermordungsdatum sind in Gedenken eingraviert. Jeder Stein ist ein kleines Denkmal. Mit einer Spende von 120 Euro kann man einen Gedenkquader finanzieren.
Das will auch Juliane Schneider, die in der Luisenstraße am Haupteingang der Charité-Poliklinik seit sechs Jahren ihr "Café Frau Schneider" betreibt. Doch von dem Menschen, der ihr von der Stolperstein-Initiative dafür zugewiesen wurde, ist kaum etwas bekannt. Elly Frank wurde am 11. Dezember 1877 in Stolp (heutiges Slupsk/Polen) geboren und nur drei Tage nach ihrer Deportation nach Riga am 30. November vor einem Massengrab erschossen. Sie war 63 Jahre alt. Zuletzt lebte sie in der Klopstockstraße 53 im Hansaviertel.
Juliane Schneider will mehr, als die Messingtafel sponsern. Seit über einem Jahr recherchiert die 33-Jährige über das Leben von Elly Frank. "Ich möchte, dass Elly wieder in aller Munde ist", sagt Schneider. Auf ihrem Blog Ellyfrank.com berichtet sie über ihre Fortschritte. Und sucht auf diesem Weg Leute, die sie vielleicht kannten, etwas wissen, Tipps geben können.
Elly Frank machte eine Ausbildung in der Mal- und Zeichenschule des Vereins Berliner Künstlerinnen, war aber nie Mitglied. Ihre Motive wurden seit 1905 auf Postkarten veröffentlicht. Es sind Bilder von Liebespaaren, romantischen Mondscheinnächten oder glücklichen Kindern im Zoo. Hat sich Elly Frank nach so einem Familienglück gesehnt? Soweit Juliane Schneider weiß, war die jüdische Malerin nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Das alles hat sie schon in verschiedenen Archiven recherchiert.
Doch es gibt kein Foto von der Künstlerin. Wie sah Elly Frank aus? Mit wem hat sie zusammengearbeitet? Es gibt noch so viele offene Fragen. In den kommenden Tagen will Juliane Schneider nach Stolp in Polen fahren. Sie ist gerade Mitglied in einem Forum geworden, das sich dort mit Ahnenforschung beschäftigt. Zu ihrer Anfrage, wer Ellys Familie war, bekam Schneider zwei sehr interessante Vorschläge, die sie vor Ort recherchieren möchte.
Es sollte wohl so sein, dass es Juliane Schneider ist, die die Künstlerin aus dem Vergessen holt. Schneider wohnt seit einigen Jahren neben einem Antiquitätengeschäft in der Linienstraße, das mit alten Ansichtskarten handelt. Dort kann man historische Postkarten mit vielen Motiven von Elly Frank kaufen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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