Leichenshow lebt weiter
Menschen Museum am Alex kann dauerhaft bleiben
Nach mehr als vierjährigem Rechtsstreit um die Zulässigkeit der Körperwelten-Ausstellung von Leichen-Plastinator Gunther von Hagens im Menschen Museum haben das Bezirksamt und die Museumsbetreiber das Kriegsbeil begraben.
Etliche Klagen, Schließungsverfügungen, angedrohte Zwangsgelder und zuletzt verhüllte Leichenpräparate aus Protest gegen die „Zensur“ und „Bevormundung“ durch das Bezirksamt, wie Museums-Chefin Angelina Whalley sagte: Der bizarre Streit um die Schließung der Leichenshow hat ein Ende. Auf Anraten des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg (OVG) haben sich Bezirk und Museumsbetreiber jetzt auf einen Vergleich geeinigt.
In der Ausstellung dürfen nur noch Ganzkörperplastinate und Organe gezeigt werden, die eindeutig den jeweiligen Körperspendern zugeordnet werden können. Der Bezirk darf bei neuen Exponaten die Körperspenderunterlagen einsehen und unangekündigte Kontrollen in den Werkstätten in Guben und Heidelberg, wo die Leichen plastiniert und spektakulär für die Ausstellungen inszeniert werden, durchführen. Mit diesem Vergleich „wird ein Schlussstrich gezogen“, sagt der zuständige Stadtrat Ephraim Gothe (SPD). Er nennt die Einigung „einen großen Erfolg zur Wahrung der postmortalen Menschenwürde“. 13 Ganzkörperplastinate, die im Gubener Plastinarium am Ende der Präparation wie dort bisher üblich anonymisiert wurden, dürfen nicht mehr gezeigt werden.
Das Bezirksamt wollte die Körperwelten schon vor Eröffnung im Februar 2015 verbieten, weil die Ausstellung von präparierten Toten und Leichenteilen gegen das Bestattungsgesetz verstoße. Eine Genehmigung zur Ausstellung wurde nie erteilt. Nach juristischem Hin und Her konnten die Museumsmacher die Schließung abwehren, in dem sie 2016 die Trägerschaft des Menschen Museums auf Gunther von Hagens Institut für Plastination übertrugen. Anatomische Institute brauchen für die Ausstellung keine Genehmigung. Zuletzt war der Bezirk gegen Leichenpräparate ohne Spendernachweis vorgegangen.
„Die Untersagungsbemühungen seitens des Bezirksamts sind damit endgültig gescheitert“, sagt Musemschefin Angelina Whalley zum Vergleich. Jeder könne nun weiterhin frei entscheiden, ob er die Körperwelten besuchen wolle oder nicht. „Die Bevormundung durch den Bezirk hat endlich ein Ende.“
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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