Leichenshow lebt weiter
Menschen Museum am Alex kann dauerhaft bleiben

Keine Macht den Maden: Plastinator Gunther von Hagens darf weiterhin Leichen ausstellen. | Foto: Dirk Jericho
4Bilder
  • Keine Macht den Maden: Plastinator Gunther von Hagens darf weiterhin Leichen ausstellen.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Nach mehr als vierjährigem Rechtsstreit um die Zulässigkeit der Körperwelten-Ausstellung von Leichen-Plastinator Gunther von Hagens im Menschen Museum haben das Bezirksamt und die Museumsbetreiber das Kriegsbeil begraben.

Etliche Klagen, Schließungsverfügungen, angedrohte Zwangsgelder und zuletzt verhüllte Leichenpräparate aus Protest gegen die „Zensur“ und „Bevormundung“ durch das Bezirksamt, wie Museums-Chefin Angelina Whalley sagte: Der bizarre Streit um die Schließung der Leichenshow hat ein Ende. Auf Anraten des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg (OVG) haben sich Bezirk und Museumsbetreiber jetzt auf einen Vergleich geeinigt.

In der Ausstellung dürfen nur noch Ganzkörperplastinate und Organe gezeigt werden, die eindeutig den jeweiligen Körperspendern zugeordnet werden können. Der Bezirk darf bei neuen Exponaten die Körperspenderunterlagen einsehen und unangekündigte Kontrollen in den Werkstätten in Guben und Heidelberg, wo die Leichen plastiniert und spektakulär für die Ausstellungen inszeniert werden, durchführen. Mit diesem Vergleich „wird ein Schlussstrich gezogen“, sagt der zuständige Stadtrat Ephraim Gothe (SPD). Er nennt die Einigung „einen großen Erfolg zur Wahrung der postmortalen Menschenwürde“. 13 Ganzkörperplastinate, die im Gubener Plastinarium am Ende der Präparation wie dort bisher üblich anonymisiert wurden, dürfen nicht mehr gezeigt werden.

Das Bezirksamt wollte die Körperwelten schon vor Eröffnung im Februar 2015 verbieten, weil die Ausstellung von präparierten Toten und Leichenteilen gegen das Bestattungsgesetz verstoße. Eine Genehmigung zur Ausstellung wurde nie erteilt. Nach juristischem Hin und Her konnten die Museumsmacher die Schließung abwehren, in dem sie 2016 die Trägerschaft des Menschen Museums auf Gunther von Hagens Institut für Plastination übertrugen. Anatomische Institute brauchen für die Ausstellung keine Genehmigung. Zuletzt war der Bezirk gegen Leichenpräparate ohne Spendernachweis vorgegangen.

„Die Untersagungsbemühungen seitens des Bezirksamts sind damit endgültig gescheitert“, sagt Musemschefin Angelina Whalley zum Vergleich. Jeder könne nun weiterhin frei entscheiden, ob er die Körperwelten besuchen wolle oder nicht. „Die Bevormundung durch den Bezirk hat endlich ein Ende.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 274× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 910× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 255× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.