Teurer Grenzstrand
Mitte vervielfacht Pacht für Beach Mitte am Nordbahnhof
Aus der seit Jahren geplanten Sporthalle auf dem Gelände von Beach Mitte wird erstmal nichts. Eine Finanzierung ist wegen der „drastischen Mieterhöhung“, so Beach-Mitte-Chef Stephan Eckardt, nicht mehr möglich.
„Das Bezirksamt und die Deutsche Bahn haben die Jahresmiete für das Mietobjekt Beach Mitte um 185 764 Euro erhöht. Dieser aktuelle Mietzins ist mit einer rein sportlichen Nutzung nicht zu erzielen. Trotzdem haben wir uns entschlossen, diese einzigartige Sportfläche mitten im Herzen von Berlin weiterhin zu erhalten“, steht auf der Internetseite der nach eigenen Aussagen weltweit größten innerstädtischen Beachvolleyballanlage am Nordbahnhof.
Seit 2006 kann man dort im ehemaligen Grenzstreifen direkt neben der Originalmauer auf 51 Feldern Beachvolleyball spielen und an den Strandbars Cocktails schlürfen. Vor ein paar Jahren wurde auch ein Kletterturm aufgestellt; zudem gibt es einen Veranstaltungspavillon. Die Stundenmiete für die Courts wurde jetzt wegen der gestiegenen Pacht um einen Euro erhöht und das geplante Projekt Trampolinhalle erst mal beerdigt, wie Stephan Eckardt sagt. „Die Finanzierung steht nicht mehr, die Bürgschaftsbank ist ausgestiegen“, so der Strandboss.
Ihn ärgert die „unglaubliche Mieterhöhung“ durch den Bezirk, die das von allen immer gewollte Hallenprojekt jetzt blockiert. Laut Eckardt hat das Sportamt die Jahrespacht um „einen höheren dreistelligen Prozentsatz“ erhöht. Was das genau heißt, will er nicht sagen. Rechnerisch bedeutet das aber, dass sich die Miete also mindestens verfünffacht hat. Diese Annahme dementiert Eckardt nicht. „Zu konkreten Vertragsdetails“ will auch Sportstadtrat Carsten Spallek (CDU) nichts sagen.
Grund für die jetzt vereinbarte hohe Pacht für das 1,6 Hektar große Strandparadies im einstigen Niemandsland ist die Grundstücksneubewertung durch das Vermessungsamt. Für die seit acht Jahren geplante Sporthalle (erst reine Beachvolleyballhalle, zuletzt Trampolinhalle) hatten die Bezirksverordneten vor ein paar Jahren extra den Bebauungsplan geändert. Denn die Fläche war bis dahin lediglich als Sportfläche ausgewiesen. Doch der neue B-Plan hatte eine Steigerung des Grundstückswertes zur Folge. „Drei Jahre, nachdem der Bezirk den Hallenplänen zugestimmt hat, ist denen eingefallen, dass das Grundstück einen anderen Wert hat“, ärgert sich Stephan Eckardt. Die Trampolinhalle, die Beach Mitte 2016 bauen wollte, würde heute wegen gestiegener Baupreise nicht mehr fünf, sondern sechs Millionen Euro kosten, so Eckardt. 300 000 Euro Planungskosten wurden bereits investiert. „Wir müssen uns neu orientieren, was nun noch machbar ist“, sagt er.
Die neue Pacht, über die Beach Mitte mit dem Bezirk so lange gestritten hat und die Eckardt als „nicht gerechtfertigt“ bezeichnet, hat das Eventunternehmen dennoch unterschrieben. Wie gewünscht läuft der neue Pachtvertrag bis mindestens 2047. Das entspricht der von den Sportunternehmern kalkulierten 30-jährigen Nutzungsdauer für die Halle. Für Beach Mitte scheint sich das Sport- und Eventgeschäft inmitten der teuren Innenstadt auch mit neuer Pacht zu rechnen. Einnahmen generiert das Unternehmen neben dem eigentlichen Business – der Vermietung von 51 Beach-Courts – mit dem Kletterturm, dem Veranstaltungspavillon und seit 2016 auch mit den 30 Cubes genannten Miniappartements auf dem Gelände der Deutschen Bahn neben den Volleyballfeldern. Für das 5000 Quadratmeter große Areal an der Caroline-Michaelis-Straße stehen ebenfalls neue Pacht-Verhandlungen an.
Auf dem Gelände von Kletterturm, Beachvolleyballfeldern und geplanter Trampolinhalle wollte der Bezirk ursprünglich selbst einen Sportplatz bauen, inklusive kleinem Funktionsgebäude für Umkleiden und Duschen auf dem heutigen Parkplatz. Die Sportplatzpläne wurden 2008 endgültig aufgegeben, weil die denkmalgeschützte Hinterlandmauer für das geplante Großspielfeld nicht abgerissen werden konnte. Die Firma Beach Mitte hatte deshalb einen Pachtvertrag bekommen. Bezirk und Bezirksverordnetenversammlung finden das Beach-Mitte-Konzept gut und waren dafür, dass die Betreiber eine Halle bauen. „Mit dem erweiterten Angebot werden zusätzliche Flächen für Sportbegeisterte geschaffen, die auch im Winter nutzbar wären“, sagte Spallek vor einem Jahr. Wie es aussieht, wird daraus erst mal nichts.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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