"Palastausbau wäre spannender"
Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel findet Humboldt Forum „grausig“
Der Humboldt Forum genannte Schlossnachbau ist fast fertig, da kritisiert Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne) Deutschlands größten Kuturneubau.
Großexponate wie die Südseeboote und -häuser aus den außereuropäischen Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) sind schon drin. Mehr als 20 000 Kunstwerke und Ausstellungsgegenstände aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien werden derzeit in das Humboldt Forum auf dem Schlossplatz eingeräumt. Deutschlands größter Kulturneubau eröffnet Ende des Jahres. Der rund 620 Millionen Euro teure Schlossnachbau an der Museumsinsel soll DER Besuchermagnet werden. Im „Schloss für alle“ werden die Kulturen der Welt präsentiert.
Jetzt hat sich Bürgermeister Stephan von Dassel kritisch zum Schloss geäußert, das nach Plänen des italienischen Architekten Franco Stella auf gleichem Grundriss des 1950 gesprengten Berliner Schlosses gebaut wird. In einem dpa-Gespräch sagte von Dassel, er finde das Gebäude „grausig“. Die „nachgemachten Barockfassaden“, die Kuppel und die moderne Fassade Richtung Alexanderplatz, die für von Dassel „wie Schießscharten“ aussehen, gefallen ihm nicht. Auf Nachfrage der Berliner Woche bestätigt der Bürgermeister, dass er „bedauert, dass in Berlin trotz des Baubooms so wenig bemerkenswerte neue Architektur entstanden ist“. Auch in Berlins Mitte sei eine Chance vertan, „zukunftsweisend zu bauen“. Von Dassel sagt, dass „eine bauliche Entwicklung aus dem ehemaligen Palast der Republik spannender gewesen wäre“. Das sei jetzt alles nicht mehr rückgängig zu machen, so von Dassel, aber „natürlich stelle ich das Humboldt Forum nicht in Frage“.
Für das Humboldt Forum wurde bis 2008 der Palast der Republik abgerissen. „Erichs Lampenladen“, wie Honeckers 1976 eröffneter Prestigebau im Volksmund hieß, wurde auf der Stelle des einstigen Hohenzollern-Schlosses errichtet. Nutzer im neuen Humboldt Forum sind die Staatlichen Museen mit den außereuropäischen Sammlungen, die Humboldt-Universität mit dem Humboldt-Labor und das Stadtmuseum, das eine Berlin-Ausstellung aufbaut. Die Schloss-Stiftung plant 1000 Veranstaltungen im Jahr und rechnet mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr. Die Baukosten liegen bei 620 Millionen Euro (Bund 483 Millionen Euro, Berlin 32 Millionen Euro). 105 Millionen Euro will der Förderverein für die Rekonstruktion der Barockfassaden und der Kuppel sammeln.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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