Theater, Tanz und Tequila
Monbijou Theater bekommt festen Bau
Die beliebten Märchenhütten im Monbijoupark nur geduldet, das Amphitheater nur im Sommer zulässig – nach jahrelangem Hickhack um das Open-Air-Theater und die Märchenhütten ändert das Bezirksamt nun das Baurecht im Monbijoupark.
Ob Shakespeare, Schiller oder Goethe – die Inszenierungen des beliebten Monbijou Theaters (früher Hexenkessel Hoftheater) sind der Knaller im sommerlichen Theaterkalender. Die diesjährige Open-Air-Saison startet am 13. Juni mit Schillers „Räuber“.
Vor oder nach den Vorstellungen im Holzrund einen Cocktail in der Strandbar schlürfen oder unten auf der Promenade das Tanzbein schwingen – der Teil des Monbijouparks vis-à-vis dem Bode-Museum ist Kultur- und Partyort seit vielen Jahren. Im Winter spielt das Ensemble vom Monbijou Theater in den urigen Märchenhütten daneben seine witzigen Grimm-Versionen. Mehr als 100 000 Besucher kommen jährlich zu den Vorstellungen des Privattheaters. Das Problem: Theater und Barbetrieb sind eigentlich nicht zulässig. Denn laut gültigem Bebauungsplan ist das Areal als Grünfläche ausgewiesen. Der Bezirk wollte dort ursprünglich den Park erweitern und die alten Charité-Bunkeranlagen abreißen.
Theaterchef Christian Schulz muss für seine Märchenhütten jedes Jahr eine Ausnahmegenehmigung beantragen. Das Bezirksamt duldet lediglich die Holzhäuser. Beim Amphitheater ist das Prozedere noch absurder. Die Holzarena wird jedes Jahr als sogenannter „fliegender Bau“ genehmigt. Schulz muss die Konstruktion seit 2008 im Herbst wieder abbauen, einlagern und im Frühjahr wieder hinstellen. Bis auf die Grünen wollen alle Parteien in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV), dass das Monbijou Theater dauerhaft bleiben kann. Ende 2013 hat sie beschlossen, dass der Bezirk ein Konzept zur dauerhaften Sicherung erarbeiten soll.
Jetzt hat Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) im BVV-Bauausschuss den Bebauungsplanentwurf I-57-1 Monbijoutheater präsentiert. Die strittigen Flächen werden aus dem gültigen Bebauungsplan I-57 Monbijoupark herausgetrennt, so dass Theater, Märchenhütten und Strandbar planungsrechtlich sicher sind. Die für die Planungen entstandenen Kosten von 12 000 Euro übernimmt der Vorhabenträger Monbijou-Theater GmbH, heißt es im Aufstellungsbeschluss des Bezirksamtes. Die Theaterflächen über den unterirdischen Bunkeranlagen und auf dem Hochbunker werden im neuen Bebauungsplan als Sondergebiete „Monbijoutheater“ sowie „Märchenhütte 1“ und „Märchenhütte 2“ deklariert.
Für den langjährigen Gegner der Parktheaterpläne, Grünen-Verordneter und BVV-Bauausschussvorsitzender Frank Bertermann, ist der neue B-Plan „auf Christian Schulz persönlich zugeschnitten“ worden. „Das Bezirksamt will hier märchenhafte Exklusivbaurechte schaffen. Gastronomische Nutzung und Kommerzialisierung des Monbijouparkes werden ausgebaut. Was trinkende Theaterbesucher wohl begrüßen, kann aus Sicht einer übernutzten Grünfläche nur abgelehnt werden“, sagt Bertermann.
Laut neuem Bebauungsplan sind „Theaterveranstaltungen aller Art sowie andere kulturelle Ereignisse wie zum Beispiel Musicals erlaubt“, heißt es. Auf der Betonplatte des unterirdischen Luftschutzbunkers, der von der Charité im Zweiten Weltkrieg als Krankenstation und Kreißsaal genutzt wurde, kann Christian Schulz jetzt ein festes Theater mit Gastronomie, Bar, Garderoben, Bühnenwerkstätten und öffentlicher Toilettenanlage bauen.
Das Privattheater, das keine staatlichen Subvention bekommt, plant seit Längerem „einen verwandelbaren Holzbau“, wie es im Konzept zum Monbijoutheater heißt. Im Sommer soll die Open-Air-Arena bis zu 400 Zuschauer fassen, im Winter wird das Gebäude überdacht und bietet 200 Besuchern Platz. Im geänderten Bebauungsplan wird auch eine bewachsene Pergola um das Gelände des Parktheaters genehmigt. Neben der Theaterbar wird auch das zukünftige öffentliche Park-WC ins Innere des Bunkers verlegt. Dafür werden zwei neue Bunkerzugänge gebaut. Im Ex-Luftschutzbunker ist ein Museum für Gebrauchsgrafik vorgesehen. Laut Eigenkonzept geht es um das Grafikdesign des 20. Jahrhunderts. „Abschnitte der Museumspräsentation gelten der Geschichte der Werbung für Produkte und Ideen mit unterschiedlichsten Werbeformen: Plakate, Emailschilder, Blechschilder, Blechschachteln, Verpackungen, Reklamemarken, Anzeigen, Prospekte oder Zeitschriften“, heißt es.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
2 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.