Bezirk verbietet Märchenhütten
Nächster Akt beim Theater-Hickhack im Monbijoupark
Das Theater im Monbijoupark wird immer bizarrer. Jetzt haben sich die zerstrittenen Theaterchefs David Regehr und Christian Schulz wieder zusammengetan und eine neue Firma gegründet. Doch der Bezirk duldet die Nutzung der Märchenhütten nicht und will dagegen vorgehen.
Einer gegen alle, jeder gegen jeden und jeder für sich: Blickt da noch jemand durch bei den Machenschaften im Monbijoupark? Jetzt hat eine gemeinnützige Märchenhütten und Monbijoutheater GmbH unter der Überschrift „Gerettet! Die Märchenhütten im Monbijoupark“ das Winterprogramm für die Märchenhütten vorgestellt. Am 22. November soll die Saison eröffnet werden. Nach einem „geradezu märchenhaften Zank im Team haben die Gründer und langjährigen Betreiber Christian Schulz und David Regehr sowie Roger Jahnke mit seinem Hexenkessel-Ensemble nun wieder zusammengefunden, um diesen einmaligen Kultur-Ort in Mitte zu erhalten“, heißt es in der Presseinfo. Wieder eine neue gemeinnützige GmbH? Hatte der Bezirk nicht erst einem gemeinnützigen Theater an der Museumsinsel GmbH (TadM) erlaubt, im Sommer Theater zu spielen?
Wie berichtet, hatte der Gründer und Theaterdirektor des Monbijou Theaters, Christian Schulz, in diesem Jahr erstmals von der Humboldt-Uni keinen Mietvertrag für die Fläche auf den ehemaligen Charité-Bunkeranlagen an der Monbijoustraße bekommen. Auf Druck der Bezirkspolitik hatte die Humboldt-Uni das Areal an die neue TadM vermietet. Die Firma wurde von Schulz‘ Geschäftspartner im Monbijou Theater, David Regehr und von Regisseur Maurici Farré, sowie Schauspieler Matthias Horn gegründet. Die BVV wollte einen Betreiberwechsel und das „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“, wie es im BVV-Beschluss von Dezember hieß. Regehr und Schulz hatten sich seitdem massiv öffentlich beharkt. Es gab sogar einen Farbanschlag auf das neue Theater kurz vor der Premiere im Juni und weitere Vorfälle.
Vorstellungen schlecht besucht
Die Regehr-Truppe konnte in dieser Saison nicht die Holzarena nutzen, weil die Christian Schulz gehört. Das Sommertheater der Neuen war mit einem kleinen Bühnenpodest und ein paar Bänken drumherum dann auch nicht sonderlich attraktiv. Die TadM-Vorstellungen waren schlecht besucht, Dutzende Termine fielen aus. Die Schauspieler beschwerten sich über die katastrophalen Zustände und dass sie in einem „Hühnerstall hinterm Bretterzaun spielen mussten“, so Matthias Horn. Bühnenbildner Regehr habe den Ballsaal und die Silhouette des Monbijouschlosses als Kulisse versprochen.
„Es geht hier nicht um Märchen, sondern nur um Geld“, sagt Horn zu der Märchenhütten-Ankündigung. Er ist menschlich enttäuscht über Regehrs Verhalten. Der hat bereits im Juli das Theater an der Museumsinsel verlassen. Seitdem führen Matthias Horn und Regisseur Maurici Farré die Betreiberfirma.
"Putsch" nur inszeniert?
„Die Personalrochaden hinter den Kulissen kann niemand mehr erklären“, zeigt sich Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sehr verärgert. Er war für den Betreiberwechsel und hatte bei der Humboldt-Uni auf die Vergabe an das neue Theater an der Museumsinsel gedrängt. Auch der Linke-Bezirksverordnete Sven Diedrich, der sich für das neue Theaterteam rund um Regehr, Horn und Farré starkgemacht hatte, spricht von einer „widerlichen Geschichte“. Zum jetzigen Wechsel Regehrs in eine weitere neue Betreiberfirma mit seinem Geschäftspartner Christian Schulz sagt Diedrich: „Herr Regehr hat uns nur instrumentalisiert“. Manche vermuten, dass der ganze „Putsch“ gegen Schulz im vergangenen Jahr von Anfang an ein abgekartetes Spiel war, um den Spielort im Monbijoupark erstmal zu sichern.
Fakt ist, dass die Theater an der Museumsinsel GmbH einen Mietvertrag für die Flächen neben dem Hochbunker hat. Die Truppe um Horn und Farré will dort am 28. November ihre Märchenscheune eröffnen. Mitten in die Proben platzt die Nachricht, dass Regehr und Schulz die Märchenhütten bespielen wollen. Doch das wird nicht so einfach gehen. Die Holzhäuser haben keine Genehmigung und wurden vom Bezirk bisher immer nur geduldet. Nach den aktuellen Entwicklungen platzt auch Ephraim Gothe der Kragen. „Ich habe den Besitzern der Märchenhütten rechtsverbindlich mitteilen lassen, dass eine baurechtliche Genehmigung nicht erteilt werden kann und eine Fortsetzung der Duldung nicht ausgesprochen wird“. Er sei deshalb „über den Beginn des Kartenvorverkaufs irritiert“.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.