Ich bin nicht wir
Neue Berlin-Kampagne soll das Gemeinschaftliche betonen

Berlin gibt sich ein neues Motto. „Wir sind ein Berlin“ heißt es jetzt. Der zwölf Jahre alte Hauptstadtslogan „be Berlin“ hat ausgedient.

„Vom Ich zum Wir“ ist die Botschaft. Während „be Berlin“ eher das Individuelle betonte, soll der neue Slogan das Gemeinschaftsgefühl hervorheben, heißt es. Die von der Agentur Jung von Matt SPREE entwickelte Stadtmarke wird mit Plakaten beworben, die nach dem Schema, zwei Aussagen werden zu einem Miteinander, aufgebaut sind: „Ich so: Second Hand. Du so: Second Benz. Wir so: Nachbarn.“

Wieso? Aber Sinn muss das wohl nicht machen. Hauptsache WIR haben uns alle lieb. „Du so: Alte Flitzpiepe! Ich so. Wat kiekst‘n so blöde? Wir beide so: Ick lieb dir ooch!“ Die Werber haben noch mehr Sprüche auf Lager. Die Markenkampagne hat die Senatskanzlei schon 2019 ausgeschrieben.

Neues Miteinander im Mittelpunkt

Klar wird jetzt in der Corona-Krise das WIR besonders betont. „Im neuen Markenauftritt geht es darum, neben der gelebten individuellen Vielfalt auch das zu betonen, was uns Menschen in Berlin miteinander verbindet“, sagt der Regierende Bürgermeister Michael Müller. Während „be Berlin“ den Fokus auf den Einzelnen legte, steht ein neues Miteinander im Zentrum, heißt es. Ich mag dieses Wir-Getue nicht so. Es hat für mich was von Gleichmacherei.

Und im Endeffekt ist es auch nicht so. Die „Sei Berlin“-Kampagne fand ich viel cooler. Und in den seinerzeit aufgestellten Sprechblasen haben sich Millionen Touristen fotografiert. Auf Amtsbriefen erscheint jetzt auch nicht mehr das lustige Brandenburger Tor mit dem „be Berlin“-Schriftzug. Das neue Logo besteht nur aus dem Wort Berlin und dem Bären. Unlustig, langweilig und ohne Wiedererkennungseffekt für Nichtberliner. Also, find ich so. Und du so? 

Meinen Sie, dass die neue Berlin-Marke das Wir-Gefühl in der Stadt stärkt?
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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