20 Jahre und kein Ende
Neues Kapitel im Streit über das Einheitsdenkmal vor dem Humboldt-Forum

Zuletzt waren es wieder die Fledermäuse, speziell die Wasserfledermäuse. Sie leben im Sockel an der Schlossfreiheit gegenüber vom Humboldtforum.

Der NABU hat Ende Oktober Klage gegen die Genehmigung für das Einheitsdenkmal eingereicht. Das ist nur eine weitere Episode im Streit über dieses Monument. Bemerkenswert ist dabei allemal die zeitliche Nähe zum 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November, dem Tag, an dem die Einweihung geplant war. Über 20 Jahre geht das Hin und Her nun schon. Aus einem Wettbewerb ging 2011 schließlich der Entwurf "Bürger in Bewegung", die sogenannte Einheitswippe, als Sieger hervor.

Von Anfang an gab es Debatten über den Standort, über das, was das Denkmal ausdrücken soll, und ums Geld. Der Baubeginn verzögerte sich wegen der Arbeiten für das Humboldt-Forum sowie die Verlängerung der U5. Auch Fledermäuse spielten schon eine Rolle.

Denkmäler sind selten unumstritten. Sie sollen Anstoß erregen. Aber es gibt genug Beispiele für heftig kritisierte Erinnerungsorte, die dann Publikumsmagneten wurden. In diesem Fall jedoch, so finde ich, wurde das Gedenken inzwischen zerredet. Die Wippe kann ihrer erhofften Bedeutung kaum noch gerecht werden. Sie steht eher für das Schwanken und die Zerrissenheit in Deutschland 30 Jahre nach der friedlichen Revolution.

An epochale Ereignisse lässt sich am besten dort gedenken, wo sie stattfanden. Es gibt in Berlin viele Orte, die an 1989/90 erinnern: Bornholmer Straße, Alexanderplatz, Gethsemanekirche und vor allem das Brandenburger Tor. Letzteres ist das Symbol für Teilung und Wiedervereinigung. Dafür braucht es kein weiteres Denkmal.

Brauchen wir für die Erinnerung ein Einheitsdenkmal?
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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