Panzergeneral schickt Corona-Busters
Neun Bundeswehrsoldaten helfen jetzt in Weddings Corona-Einsatzzentrale

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci, Amtsarzt Lukas Murajda, Brigadegeneral Andreas Henne und Stadtrat Ephraim Gothe (stehend von links), in der Einsatzzentrale im Rathaus Wedding. | Foto: BA Mitte.
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  • Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci, Amtsarzt Lukas Murajda, Brigadegeneral Andreas Henne und Stadtrat Ephraim Gothe (stehend von links), in der Einsatzzentrale im Rathaus Wedding.
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Die Corona-Busters, wie das Bezirksamt seine „Mitarbeiter der Pandemiestruktur bei der Kontaktverfolgung möglicher Covid-19-Infizierter“ nennt, bekommen Verstärkung.

Seit dem 2. Juni werden im Walther-Rathenau-Saal im Rathaus Wedding an der Müllerstraße Soldaten der Bundeswehr zu Corona-Busters umgeschult. Sie sollen das bezirkliche Team dabei unterstützen, Kontaktpersonen von Corona-Infizierten ausfindig zu machen. In den ersten Tagen geben die Soldaten die Meldungen aus den Krankenhäusern und Arztpraxen in die Computersysteme ein. Später sollen sie auch die Hotline betreuen und sich um die Menschen in Quarantäne kümmern.

Brigadegeneral Andreas Henne, ausgebildeter Panzerkommandant und seit 2017 General für Standortaufgaben Berlin beim Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr in der Julius-Leber-Kaserne, schickt seine Soldaten vorerst bis Ende Juli zu den Zivilisten. Gesundheitsstadtrat Ephraim Gothe (SPD) hofft, dass die Soldaten länger in den Kampf gegen das Virus ziehen. „Die Bundeswehr ist ein stabiler Faktor“, so Gothe.

Insgesamt 60 Soldaten sind in den Gesundheitsämtern im Einsatz. „Eine solche Zusammenarbeit zwischen Bezirksverwaltung und Bundeswehr ist bislang einmalig“, sagt Ephraim Gothe. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) hatte die Bundeswehr per Amtshilfeersuchen um Unterstützung gebeten. Die Jungs aus der Julius-Leber-Kaserne haben bereits beim Aufbau des Corona-Krankenhauses an der Jafféstraße geholfen.

"Hilfe der Bundeswehr ist hochwirksam"

Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg wollten keine Soldaten in ihrem Gesundheitsamt. Weil keine Mehrheit aus der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für den Einsatz zu erwarten gewesen sei, habe Gesundheitsstadtrat Knut Mildner-Spindler (Linke) abgesagt, sagte er dem Tagesspiegel. Der Bezirk will lieber studentische Hilfskräfte anheuern. In Lichtenberg wollte man die Soldaten aus „fachlichen Gründen“ nicht, wie der Bezirk dem Tagesspiegel sagte. Man bevorzuge Mitarbeiter mit „medizinischem Grundverständnis“. Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci zeigte großes Unverständnis für die Entscheidung der beiden Bezirke. „Die Hilfe der Bundeswehr ist hochwirksam“, sagte sie in der Weddinger Einsatzzentrale.

Durch das Nein aus Kreuzberg hat Mitte jetzt vier Soldaten mehr als geplant. Gothe freut sich über jeden Helfer, weil die aus anderen Ämtern abkommandierten Kollegen wieder an ihre eigentliche Arbeit können. Von den in Hochzeiten 140 Beschäftigten aus dem Gesundheitsamt und fünf weiteren Ämtern plus 23 Freiwilligen sind derzeit noch 80 Kollegen im Corona-Dauereinsatz. Im Gesundheitsamt fehlen weiter Ärzte und medizinisches Personal für die Tests. Derzeit sind sechs Ärzteteams im Schichtsystem unterwegs, um Abstriche in Wohnungen zu nehmen. Gothe will weitere Ärzte für sechs Monate mit Werkverträgen buchen.

Eine große Entlastung der Hotline-Crew hat auch der Ende April gestartete Corona-Chatbot gebracht. Unter https://bots.chatbottery.com/Gesundheitsamt/ kann man dem Computerprogramm Fragen rund um Corona und das Gesundheitsamt stellen. Gothe will den Antwortcomputer so aufrüsten, dass er „auch aktiv telefonieren kann“. Im Bezirk Mitte gebe es mit derzeit zirka zehn Neuinfektionen pro Woche zwar weniger Fälle, aber die Kontakte seien mehr, so Ephraim Gothe. Hintergrund ist, dass es Ausbrüche in Senioren- und Obdachlosenheimen gab.

Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci, Amtsarzt Lukas Murajda, Brigadegeneral Andreas Henne und Stadtrat Ephraim Gothe (stehend von links), in der Einsatzzentrale im Rathaus Wedding. | Foto: BA Mitte.
Insgesamt neun Soldaten helfen jetzt bei der Verfolgung von Kontaktpersonen.  | Foto: BA Mitte
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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