Polizeiknast wird Gedenkort

Das ehemalige Gefängnis Keibelstraße soll Lern- und Erinnerungsort werden. | Foto: SenBJF
2Bilder
  • Das ehemalige Gefängnis Keibelstraße soll Lern- und Erinnerungsort werden.
  • Foto: SenBJF
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Das berüchtigte Polizeigefängnis an der Keibelstraße soll als Erinnerungsort zur DDR-Diktatur entwickelt werden. Bevor das inhaltliche Konzept steht, soll der Volkspolizei-Knast erst einmal als außerschulischer Lernort geöffnet werden.

Über das ehemalige Polizeigefängnis Keibelstraße am Alexanderplatz wird seit Jahren gestritten. DDR-Opferverbände wollen eine Gedenkstätte in dem Zellentrakt; doch seit dem Ende der DDR ist der Megaknast mit 140 Zellen auf sieben Etagen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Außer bei Führungen mit ehemaligen Häftlingen, die seit ein paar Jahren von der Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen organisiert werden, konnte bisher keiner in den Bau. Mit Ausnahme von Filmteams, die in den Zellen und Gängen Kinofilme wie „Männerpension“ und „Good Bye, Lenin“ gedreht haben. Das mehrgeschossige Gefängnis mit dem tiefen Schacht wie in einem US-Knast fasziniert Regisseure; er wirkt besonders düster, was er auch war.

In der Keibelstraße wurden vor allem politisch Andersdenkende und Oppositionelle inhaftiert. Prominente "Knackis", die hier „zur Klärung eines Sachverhalts“ verhört wurden, waren zum Beispiel der Sänger der Rockband City, Toni Krahl, der Sänger Achim Mentzel und der Maler Norbert Bisky.

Das Abgeordnetenhaus hatte im Dezember mit großer Mehrheit beschlossen, dass das ehemalige Polizeigefängnis Keibelstraße als Lernort für Schüler und als Gedenkstätte hergerichtet werden soll. Das hat der Senat jetzt auf Vorlage von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am 27. Februar so beschlossen.

Derzeit wird im ersten Obergeschoss ein außerschulischer Lernort eingerichtet, in dem sich Schulklassen ab Sommer über Diktatur und Repression in der DDR und die Rolle der Volkspolizei auch im Zusammenspiel mit der Stasi informieren können. Wie Scheeres, deren Senatsverwaltung im gleichen Gebäudekomplex sitzt, sagt, läuft gegenwärtig eine Ausschreibung zum Unterricht hinter Gittern. Gesucht wird ein Träger für den Betrieb des außerschulischen Lernorts, „der das didaktische Konzept einer Ausstellung erarbeiten und umsetzen wird.“ Die anderen Knastetagen sollen später ausgebaut und zu einem Gedenkort für alle interessierten Besucher werden.

Der Abgeordnetenhausbeschluss sieht vor, den gesamten ehemalige Gefängniskomplex für die Öffentlichkeit als Erinnerungsort zu erschließen. Noch in diesem Jahr soll ein „fachkundiges Gremium einberufen werden und eine Empfehlung erarbeiten, welche Aspekte für eine Erinnerungskultur an diesem Ort besonders zu würdigen sind“, so Scheeres. Das inhaltliche Konzept für die Gedenkstätte soll Themen wie „den Umgang mit Inhaftierten in unterschiedlichen Zeiten als auch Themen wie Widerstand, Verhältnis von Staat und Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und ihre Wahrung in unterschiedlichen historischen Kontexten“ beinhalten.

Derzeit wird die landeseigene Immobilie für die zukünftige öffentliche Nutzung durch die landeseigene Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) „grundertüchtigt“. Nach Medienberichten sollen die Bautrupps dabei unsensibel vorgegangen sein und historische Bausubstanz zerstört haben. „Diese Vorwürfe müssen mit dem Denkmalschutz und dem Landesbeauftragten für die Aufarbeitung der SED-Diktatur geklärt werden. Baumaßnahmen müssen denkmalgerecht durchgeführt werden“, sagt der Grünen-Abgeordnete Andreas Otto.

Das ehemalige Gefängnis Keibelstraße soll Lern- und Erinnerungsort werden. | Foto: SenBJF
Das ehemalige Gefängnis Keibelstraße soll Lern- und Erinnerungsort werden. Quelle: SenBJF | Foto: SenBJF
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 705× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 993× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 964× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.