Schnelle Hilfe fürs Standesamt: Verkürzte Ausbildung und Einsatz von Pensionären

Mitte. Der Senat hat auf seiner Klausurtagung am 15. Juli Sofortmaßnahmen gegen das Anmelde- und Wartechaos in den Standesämtern beschlossen.

Weil Personal fehlt, können Heiratswillige vor allem in den Standesämtern Mitte und Pankow sehr schwer die Eheschließung beantragen. Auch wochenlanges Warten auf notwendige Unterlagen wie Geburtsurkunden ist seit Monaten ein Riesenärgernis. Im Standesamt Mitte in der Parochialstraße 3 sind Anmeldungen zur Eheschließung nur noch mit Terminbuchung möglich; vorher mussten Paare sogar nachts stundenlang anstehen, um eine Wartenummer zu ergattern.

Bereits jetzt geben sich in Berlin rund 10 000 Paare jährlich das Ja-Wort. Und mit der „Ehe für alle“ werden die Trauungen weiter zunehmen. Um das Chaos in Mitte und Pankow zu beenden, sollen alle anderen Bezirke je einen Standesbeamten im Rahmen der sogenannten Notfallbestellung dorthin schicken. Innensenator Andreas Geisel (SPD) will zudem ab 1. September acht Regierungsinspektoren in die Bezirke entsenden. Sie bekommen eine Grundausbildung zum Standesbeamten und sollen kurzfristig einsetzbar sein. 24 weitere Interessenten bekommen ab September eine Schnellbesohlung. Der Grundlehrgang, der in Zusammenarbeit mit der Verwaltungsakademie Berlin und der Akademie für Standesamtswesen in Bad Salzschlirf organisiert wird, wird „in den meisten Fällen von bisher sechs Monaten auf sechs Wochen verkürzt“, teilt die Innenbehörde mit. Die Lehrgänge finden zudem ausschließlich in Berlin und nicht mehr wie bisher in der hessischen Kleinstadt statt. Der Crashkurs reiche aus, um genügend qualifiziert zu sein und zum Beispiel die anstehenden Umwandlungen von Lebenspartnerschaften in eine Ehe zu bearbeiten. Diese Umschreibungen würden eine andere Qualifikation als zum Beispiel die Ausstellung einer Geburtsurkunde oder eine Eheschließung verlangen. Die Bezirke haben zudem zwölf ehemalige Standesbeamte gewonnen, die aus der Pension an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Wie viele zusätzliche Beamte Mitte bekommt, konnte Sandra Obermeyer (parteilos; für Die Linke) nicht sagen. „Die konkrete Umsetzung planen wir gerade“, sagte die für das Standesamt zuständige Stadträtin. Sie sei über die Amtshilfe froh. Obermeyer hatte bisher nicht an Amtshilfe anderer Bezirke geglaubt, da alle Standesämter „an den Belastungsgrenzen arbeiten.“ DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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