Scheintod ausgeschlossen
Senat will zweitägige Wartefrist für Bestattungen abschaffen

Bisher gibt es eine zweitägige Wartefrist vor Bestattungen. | Foto:  Dirk Jericho
  • Bisher gibt es eine zweitägige Wartefrist vor Bestattungen.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Der Senat schafft eine jahrzehntealte Regelung im Bestattungsgesetz ab. Nach der jetzt beschlossenen Novellierung des Berliner Bestattungsgesetzes dürfen Tote noch am selben Tag beerdigt werden.

Bisher gilt eine Wartefrist von mindestens 48 Stunden, um die Bestattung sogenannter Scheintoter zu verhindern. „Diese historisch gewachsene, jedoch sachlich nicht begründbare Wartefrist steht im Widerspruch zu religiösen Bestattungsriten“, teilt die Senatsgesundheitsverwaltung mit. Mit der Abschaffung der Wartefrist stärke der Senat die Religionsfreiheit. Denn nach islamischen Riten müssen Verstorbene innerhalb eines Tages bestattet werden.

Heute könnten durch Mediziner im Rahmen der Leichenschau Scheintode ausgeschlossen werden, heißt es aus der Gesundheitsverwaltung. Um jüdischen und muslimischen Angehörigen entgegenzukommen, hatte bereits der rot-grün-rote Vorgängersenat die Novelle des Bestattungsgesetzes mit Aufhebung der 48-Stunden-Frist auf den Weg gebracht. Mit dem modernisierten Bestattungsgesetz werden „teilweise bürokratische Anforderungen abgebaut und der Verwaltungsaufwand bei Bestattungen reduziert“, heißt es in der Beschlussvorlage von Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD). Der Wegfall der 48-Stunden-Frist ist eine Kann- und keine Muss-Vorschrift. Die Behörden können aber aus Infektionsschutzgründen eine vorzeitige Bestattung anordnen.

Urnenbeisetzungen sollen aus Pietätsgründen laut Gesetzesnovelle spätestens sechs Monate nach der Einäscherung im Krematorium erfolgen. Bei Feuerbestattungen ist übrigens grundsätzlich eine zweite Leichenschau im Krematorium vorgeschrieben. Ein Amtsarzt schaut noch einmal in jeden Sarg, bevor er in die Brennkammer fährt.

Das neue Bestattungsgesetz erlaubt auch Wunschbestattungen von Embryonen und Föten aus Schwangerschaftsabbrüchen. Kliniken sollen Eltern auf eine Bestattungsmöglichkeit hinweisen. Eine Bestattungspflicht für Totgeborene sowie Fehlgeborene mit einem Gewicht unter 1000 Gramm gibt es nicht. Seebestattungen werden im neuen Bestattungsgesetz im Sinne der Hinterbliebenen erleichtert, heißt es. Die Gesetzesvorlage wird jetzt dem Abgeordnetenhaus zur Beschlussfassung vorgelegt.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 542× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 831× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.