Sozialstadtrat fordert mehr Personal für Kontrollen

Mitte. Der Betrug in der ambulanten Pflege ist ein Millionengeschäft. Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Grüne) beklagt das seit Jahren und fordert nach der TV-Enthüllung von Günter Wallraff ein härteres Durchgreifen.

Verdreckte Altenheime, überforderte Pfleger, kriminelle Pflegedienste. Undervover-Journalist Günter Wallraff hat in der RTL-Sendung "Team Wallraff" die Missstände in Altenheimen und den Millionenbetrug von Pflegediensten mit versteckter Kamera offengelegt.

Die Masche von privaten Pflegefirmen, die meist in gemeinsamer Sache mit ihren "Kunden" den Sozialämtern Pflegebedürftigkeit vortäuschen, um monatlich hohe Pflegesätze zu kassieren, wundert von Dassel nicht.

Der Sozialstadtrat beklagt seit Jahren mafiöse Strukturen in der ambulanten Pflege. "Das ist das lukrativste Verbrechen, das man sich in Deutschland vorstellen kann", sagt er im Wallraff-Film. In der privaten Pflege könne man fast ohne Risiko soviel verdienen wie im Drogenhandel. Bei nur angenommenen zehn Prozent Betrugsfällen zahle Berlin schon 30 Millionen Euro jährlich an die Kriminellen. "Obwohl wir nachweisen können, dass sich durch mehr und fachlich versierte Kontrollen Millionenbeträge für die öffentliche Hand einsparen lassen, passiert wenig", ärgert sich der Stadtrat.

Der Senat habe erst in einem einzigen Fall einem betrügerischen Pflegedienst die Zulassung entzogen. Den Bezirken fehle es an Personal, um die Betrugsfälle aufzudecken. Auch die Pflege- und Krankenkassen machen zu wenig. "Hinweise an die Pflegekassen, dass nicht nur Leistungen der Sozialhilfe, sondern auch der Pflege- und Krankenversicherung erschlichen werden, bleiben oft folgenlos", so Stephan von Dassel. Am meisten ärgert ihn jedoch "der Umgang der Justiz mit den zahlreichen Anzeigen" - allein aus Mitte 35 in den letzten zwei Jahren. "Während das Landeskriminalamt inzwischen engagiert Hinweisen auf Betrug nachgeht, kommt nach wie vor kaum ein Fall zur Anklage", so von Dassel. "Die Justiz verkennt, dass ein beweisbarer Betrugsfall von einigen Hunderten Euro keine Bagatelle ist, sondern die Spitze eines Eisberges. Ein einzelner Pflegedienst kann leicht bis zu einer Million Euro pro Jahr durch Betrug erzielen.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 702× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 989× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 963× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.