Ruinen im Monbijoupark
Tanz, Tequilla und Theater – Daraus wird wohl diesen Sommer nichts werden

Chaos und Unordnung: die Investruine vor dem Bodemuseum.  | Foto: Dirk Jericho
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Der Bezirk überlegt, wie es nach dem jahrelangen Hickhack um das Theater im Monbijoupark weitergehen könnte. Dazu müssen die Karten neu gemischt werden.

Verrammelte Holzhäuser auf dem Bunkerdach, Stühle um eine ausgebrannte Feuerstelle und ein nie zu Ende gebautes Veranstaltungszelt direkt gegenüber dem Bodemuseum auf der Museumsinsel: Das vermüllte Budenchaos ist Ergebnis der verkorksten Genehmigungspolitik von Bezirksamt und Bezirksverordnetenversammlung (BVV) und steht wie eine Anklage derzeit nutzlos im Monbijoupark. Wie berichtet, hatten sich im vergangenen Jahr zwei Theatertruppen zerstritten und gegenseitig attackiert. Freund und Feind waren in dem Schmierenstück nicht immer leicht auszumachen, da die Protagonisten auch die Seiten wechselten.

Die BVV wollte bisher mehrheitlich Theater im Monbijoupark. Der Bezirk hatte das Amphitheater an der Monbijoustraße und die urigen Märchenhütten jahrelang über Sondergenehmigungen und Duldungen ermöglicht. Das Problem: Die Flächen sind im Bebauungsplan als Grünfläche ausgewiesen, Gebäude wie die Holzhütten baurechtlich nicht zulässig. Nach jahrelangen Debatten um die Märchenhütten im Winter und das Amphitheater im Sommer wollten Bezirk und BVV einen Neustart. Die gemeinnützige Theater an der Museumsinsel GmbH (TadM), die David Regehr, Partner vom Monbijoutheater-Chef Christian Schulz hinter Schulz‘ Rücken gegründet hatte, sollte zukünftig spielen. Die Neuen hatten aber nicht die schöne Holzarena und im Sommer kaum Publikum. Als dann Regehr wieder zu Schulz überlief und das alte Monbijouensemble trotz Verbot durch den Bezirk in den Märchenhütten spielte, war Schluss mit dem TadM. Das Märchenscheune genannte Zelt wurde nie eröffnet und steht seit November nach Insolvenz der Betreiber als Investruine im Park.

Ensemble macht Druck

Wie es zukünftig weitergeht, ist völlig offen. Das alte Ensemble vom Monbijoutheater macht seit Monaten Druck auf die Politik. Mit Onlinepetitionen und Kampagnen auf Facebook und Co kämpfen die Theaterleute um Christian Schulz, David Regehr und Roger Jahnke um ihr Parktheater. „Amphitheater und Märchenhütten müssen bleiben“ posaunen die Schauspieler derzeit auf Instagram.

Wie Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) sagt, müssen die illegalen Märchenhütten auf jeden Fall weg. Der Bezirk war dagegen gerichtlich vorgegangen. „Die Rechtsanwälte der Märchenhütten-Besitzer haben uns zugesichert, dass die Hütten bis 31. März entfernt werden“, so Gothe. Er will jetzt „gemeinsam mit der Humboldt-Universität (HU), dem Denkmalschutz und der Bezirksverordnetenversammlung sorgfältig eine Idee für die Zukunft des Ortes entwickeln“. Der Humboldt-Uni gehören die Flächen auf den ehemaligen Charité-Bunkern. Sie hatte im Winter mit beiden Theatergruppen Mietverträge abgeschlossen und dadurch das Chaos perfekt gemacht. Die Verträge laufen Ende März aus. „Die HU wird zu gegebener Zeit über die weitere Verwendung der Flächen befinden“, sagt Sprecher Hans-Christoph Keller. Um weiteres Chaos zu verhindern, „lehne ich eine überstürzte und nicht rechtskonforme weitere Theaternutzung – mit wem auch immer – ab“, sagt Gothe nach dem ganzen Knatsch.

Bezirksamt will Bebauungsplan ändern

Er plädiert für eine Änderung des Bebauungsplans, der eine kulturelle Nutzung möglich macht. Für die betroffenen Flächen gibt es bereits ein ruhendes B-Planverfahren. Die BVV hatte im Dezember 2018 mit dem Beschluss „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“ beschlossen, das B-Planverfahren I-57-1 (Monbijoupark) einzustellen. Gothe will eine „politische Grundsatzentscheidung zur Nutzung dieses im gültigen B-Plan als Grünfläche ausgewiesenen Ortes“, wie es in der Begründung des Bezirksamtsbeschlusses heißt. Im neuen B-Plan soll die Sondernutzung „Kultur“ nur temporär für „zehn bis maximal 15 Jahre“ festgesetzt werden. Dann wäre nach „seriöser öffentlicher Ausschreibung eine saisonale Theaternutzung auf einer Teilfläche“ möglich. Die beliebte Strandbar mit Tanzfläche unten auf der Uferpromenade wird es auch nicht mehr geben. Für diese Flächen, die dem Bezirk gehören, sind aber „tageweise, höchstens wochenweise Sondernutzungen möglich“, so Gothe.

Der erneute B-Planvorstoß, um Theater im Park zukünftig zu ermöglichen, wird jetzt im BVV-Umweltausschuss und im Stadtentwicklungsausschuss beraten. BV-Vorsitzender Frank Bertermann von den Grünen sagt, dass seine Partei gegen eine B-Planänderung ist. „Theater kann man auf der Fläche an der Monbijoustraße auch als sogenannten fliegenden Bau genehmigen“, sagt er. Die CDU will unbedingt wieder Theater im Monbijoupark. Das Bezirksamt solle dies dulden, bis ein Bebauungsplan, der „eine kulturelle Nutzung langfristig sichert“, vorliegt, heißt es im aktuellen Antrag. SPD und Linke suchen ebenfalls eine Lösung im Theaterstreit. Weil es zwischen allen Beteiligten mächtig gerumst hat in den vergangenen Monaten, könnte das schwierig werden. Gibt es in diesem Jahr Theater, Tanz und Strandbar im Monbijoupark? „Halte ich für recht unwahrscheinlich“, so der Baustadtrat.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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