Stoppen Richter neues Parktheater?
Theaterstreit landet vor Verwaltungsgericht
Der Gründer und langjährige Betreiber des Open-Air-Theaters im Monbijoupark wehrt sich juristisch gegen die Entscheidung des Bezirksamtes, den Betrieb für eine Freilichtbühne an das neue „Theater an der Museumsinsel“ vergeben zu haben.
Christian Schulz sieht sein Lebenswerk zerstört. Der Chef des Monbijou Theaters hat in den vergangenen zehn Jahren ein erfolgreiches Privattheater gegenüber dem Bodemuseum etabliert, das über die Grenzen Berlins beliebt war und den Steuerzahler keinen einzigen Cent gekostet habe. Doch jetzt wurde dem Kulturunternehmer sein Baby genommen.
Wie berichtet, hatte der Theaterdirektor des Monbijou Theaters in diesem Jahr von der Humboldt-Universität (HU) keinen Mietvertrag für die Fläche auf den ehemaligen Charité-Bunkeranlagen an der Monbijoustraße bekommen. Auf Druck der Bezirkspolitik hat die HU das Areal an die gemeinnützige Theater an der Museumsinsel GmbH vermietet, die hinter Schulz‘ Rücken von seinem Ex-Partner im Monbijou Theater, David Regehr, und von Regisseur Maurici Farré sowie Schauspieler Matthias Horn gegründet wurde. Das Bezirksamt hat der gemeinnützigen Theater an der Museumsinsel GmbH die Ausnahmegenehmigung erteilt, im Monbijoupark Theater zu spielen.
Dagegen geht Christian Schulz, der sich mit seiner wegen des Beschlusses de Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Dezember eigens neu gegründeten gemeinnützigen Monbijou Theater 2 Aufführungs GmbH um die Mietflächen beworben hatte, jetzt vor Gericht vor. Laut dem BVV-Beschluss auf Initiative der Linken, Grünen und FDP mit dem Titel „Theater im Monbijoupark auf neue Füße stellen“ sollten Genehmigungen im Park zukünftig nur noch an „gemeinnützige oder genossenschaftliche Träger vergeben werden“.
"Intransparentes Auswahlverfahren"
Christian Schulz‘ Anwalt Gregor Lethen hat Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid des Bezirksamtes eingelegt und bereitet eine Klage vor dem Verwaltungsgericht vor. Das gesamte Vergabeverfahren sei rechtswidrig. Der Ablehnungsbescheid enthalte eine „bewusst unwahre Begründung“, so Lethen. Denn da steht drin, dass die Humboldt-Uni in alleiniger Verantwortung einen Mietvertrag mit der neuen Firma von David Regehr abgeschlossen hat und der Bezirk darauf keinen Einfluss hatte. Weil die Regehr-Truppe nun Mieter der Theaterfläche ist, bekam Schulz die Absage, so die Begründung.
Doch die Humboldt-Uni hat alles andere als alleinig entschieden, wer zukünftig die Puppen tanzen lässt im Monbijoupark. Es gab eine Auswahlkommission, die über die Bewerbungen für den Mietvertrag abgestimmt hat. In der saßen neben dem Baudirektor der HU, Ewald Joachim Schwalgin, Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD), Kristina Laduch vom Stadtplanungsamt sowie mit Frank Bertermann (Grüne) und Katharina Mayer (Linke) zwei BVV-Mitglieder von den Parteien, die für den Betreiberwechsel waren und den Beschluss initiiert hatten. Die Politiker hatten „keine Befugnis der BVV“ für das „intransparente Auswahlverfahren“, so Lethen. Gothe, Bertermann und Mayer votierten für die Regehr-Truppe, die Leiterin von Gothes Stadtplanungsamt, Kristina Laduch, als einzige für den langjährigen Betreiber Schulz. Gregor Lethen betont auch, dass sein Mandant Schulz zu diesem Zeitpunkt als einziger Bewerber alle Genehmigungen und mit der TÜV-geprüften Holzarena auch einen Theaterbau gehabt hätte.
Für Lethen ist klar, dass die Vergabeentscheidung politisch gewollt war und alles andere als allein von der Humboldt-Uni getroffen wurde. Der war es relativ egal, wer Mieter ihrer Fläche ist. Die Humboldt-Uni hat Eigeninteressen und will selbst bauen; möglich, dass sie es sich nicht mit dem Bezirksamt habe verscherzen wollen und sich deshalb dem Mehrheitswunsch von Gothe und den zwei BVV-lern von den Grünen und Linken angeschlossen habe. „Das Bezirksamt hat das notwendige rechtmäßige Verwaltungshandeln umgangen, indem es die Entscheidung formell auf die Humboldt-Uni ausgelagert hat, obwohl es selbst die Entscheidung getroffen hat“, so Lethen.
Sollte das Verwaltungsgericht der Auffassung folgen, könnte das das Aus und den Stopp des Theaters im Monbijoupark bedeuten, das am 14. Juni seine erste Premiere feiert. Das gesamte Vergabeverfahren müsste dann wiederholt und neu aufgerollt werden.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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