Anwohnerinitiative wehrt sich
Über 200 Jahre alte Eiche soll fallen

Die über 200 Jahre alte Eiche im Innenhof der Dresdener Straße 113 soll für eine Tiefgaragenzufahrt fallen.  | Foto: Rosefeldt
  • Die über 200 Jahre alte Eiche im Innenhof der Dresdener Straße 113 soll für eine Tiefgaragenzufahrt fallen.
  • Foto: Rosefeldt
  • hochgeladen von Ulrike Martin

Eine Anwohnerinitiative setzt sich seit über einem Jahr für den Erhalt einer rund 220 alten Stieleiche ein. Der Baum steht im Innenhof der Dresdener Straße 113. Dort will ein Hamburger Investor ein viergeschossiges Wohnhaus mit zehn Wohnungen und einer Tiefgarage mit sechs Stellplätzen errichten. Der Widerspruch der Initiative gegen die Baugenehmigung war erfolglos, sie wurde vom Bezirksamt erteilt – inklusive Baumfällgenehmigung.

Die Eiche und vier weitere Bäume sollen für die Zufahrt zur Garage weichen. „Wie kann es sein, dass 2022, inmitten der dramatischen weltweiten klimatischen Entwicklungen, eine CO2 bindende und schattenspendende kerngesunde Eiche gefällt werden soll?“, fragt Julian Rosefeldt. Der Filmregisseur gehört zur Initiative und erklärt, eine leichte Verschiebung des Neubaus mit darunterliegender Garage würde das Überleben des Baumes ermöglichen, die Fällung sei also nicht notwendig. Rosefeldt und seine Mitstreiter haben jetzt Fragen an die Bezirksverordnetenversammlung geschickt. So wollen sie wissen, warum die 50 Meter lange Zufahrt zur Garage über vier Nachbargrundstücke genehmigt worden sei, obwohl das Amt 2015 den Antrag auf eine andere, nur zwölf Meter lange Zufahrt – sogar ohne Befahrung der Nachbargrundstücke – abgelehnt hätte. Weiterer Kritikpunkt: In der Bezirksverordnetenversammlung Anfang des Jahres seien Vertreter des Bauherren gehört worden, aber keine Stimme aus der Nachbarschaft der Dresdener Straße.

Kompromiss finden?

„Wir sind nicht gegen den Neubau an sich, unterstützen den Wunsch zur Schaffung innerstädtischen Wohnraums“, so Julian Rosefeldt weiter. Man verstehe aber nicht, warum kein ökologisch und klimapolitisch sinnvoller Kompromiss gefunden werden könne. Nach wie vor steht ein Vor-Ort-Termin mit Almut Neumann (Bündnis 90/Grüne), als Stadträtin zuständig für Grünflächen und Umwelt, auf der Wunschliste der Initiative.

Einem Briefwechsel mit Neumann zum Thema ist zu entnehmen, durch die Einwände aus der Nachbarschaft gegen die Baumfällung sei der Sachverhalt nicht nur im Bezirksamt diskutiert, sondern auch im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt worden. „Weitere Einflussmöglichkeiten bestehen für den Geschäftsbereich von Frau Dr. Neumann nicht“, heißt es weiter. Die Fällgenehmigung sei Bestandteil der Baugenehmigung und das Umwelt- und Naturschutzamt könne diese nicht verwehren.

Unterstützung für die Baumrettung kommt von einer anderen Seite. Max Landero (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses, setzt sich ebenfalls für den Erhalt der Eiche ein. „Der Bezirk hat vor zwei Jahren den Klimanotstand ausgerufen, jetzt geht es darum, ob den Worten auch Taten folgen oder hier maximale Kapitalinteressen den Vorzug erhalten“, so der Politiker.

Es bestehe keine Notwendigkeit für den Bau der Garage, in der Umgebung gebe es keinen Parkraumdruck, zudem seien noch freie Plätze in nahen Tiefgaragen zu mieten. „Eine Pflicht von Kfz-Stellplätzen ergibt sich jedenfalls nicht aus der Berliner Baugenehmigung“, erklärt Landero. Er appelliert an das Bezirksamt, Verantwortung zu übernehmen und diesen für das Wohngebiet identitätsstiftenden Baum zu retten.

Dass sich nicht nur die direkte Nachbarschaft gegen die Fällung der Eiche wehrt, zeigt eine Online-Petition unter dem Namen des Staatssekretärs Tidow Walze (Bündnis 90/Grüne) von der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz. Unter https://www.change.org/p/staatssekretär-tidow-walze-200-jahre-alten-baum-vor-fällung-schützen haben bereits 2700 Menschen unterschrieben.

Autor:

Ulrike Martin aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

21 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 120× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 74× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 479× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.074× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.