Unterwelten-Chef Dietmar Arnold will Bürgermeister werden
Dietmar Arnold kommt von ganz unten. Das hat nichts mit seiner sozialen Lage zu tun, sondern mit seinem Job. Arnold ist Chef des Vereins Berliner Unterwelten, der seit 17 Jahren alles erforscht, was in der Hauptstadt unter der Oberfläche ist. Mit der Taschenlampe in der Hand wühlt er sich seit Jahren durch die Berliner Unterwelten. Kriegsbunker, Flaktürme, Flucht- und Spionagetunnel, Ruinen, Industriedenkmäler und viele weitere geheime und unbekannte Orte: Keiner kennt Berlin von unten besser als er. Die Führungen durch Berlins Katakomben sind äußerst beliebt. 300.000 Besucher tauchen jährlich in den geheimnisvollen Untergrund. 50 Festangestellte und 70 freie Mitarbeiter beschäftigt der international bekannte Unterwelten-Verein mittlerweile.
Jetzt will Dietmar Arnold Regierender Bürgermeister von Berlin werden. Er will der SPD "eine Alternative zu den drei Kandidaten bieten", wie er sagt. Nach Wowis Rücktritt habe er "eine Woche lang mit sich gerungen" und dann seine Bewerbung an die Landes-SPD geschickt. Arnold bezeichnet sich "als einer von außen". Er habe gezeigt, dass er was machen kann für die Stadt. Seit 25 Jahren hat er ein SPD-Parteibuch, ist Mitglied der Mitte-SPD in der Abteilung Bellevue. Der 49-Jährige ist in Berlin geboren, hat hier studiert und lebt in Gesundbrunnen in der Gartenstadt Atlantic.
Um für die Kandidatur nominiert zu werden, braucht Arnold die Unterstützung von mindestens drei Berliner SPD-Abteilungen oder einem Kreisvorstand. Sein eigener in Mitte scheidet schon mal aus, denn der unterstützt SPD-Landeschef Jan Stöß. Der Kreisvorsitzende in Mitte, Boris Velter, hält Arnolds Chancen "nicht für besonders hoch", wie er sagt. Der Unterwelten-Chef will jetzt die Abteilungen abklappern und für seine Nominierung werben. Anders als seine Konkurrenten ist Arnold gegen eine Berliner Olympiabewerbung. Die Stadt habe andere Probleme, die gelöst werden müssen. Marode Schulen, kaputte Straßen, Bibliotheksschließungen und schlecht funktionierende Verwaltungen - "Berlin muss erst mal das in den Griff bekommen", so Arnold. Auch wenn er sich als Seiteneinsteiger bezeichnet, traut er sich den Job für Berlins höchstes Regierungsamt zu.
Wer Senatschef wird, entscheiden die SPD-Mitglieder. Bis zum 15. September können sich Kandidaten melden. Dann startet eine SPD-Mitgliederbefragung, die bis zum 18. Oktober geht. Die Kandidaten stellen sich in den kommenden Wochen auf vier großen öffentlichen und vielen kleineren Veranstaltungen vor. Am 8. November soll auf einem SPD-Parteitag der per Mitgliederentscheid empfohlene Bewerber gewählt werden. Die Wahl zum Regierenden Bürgermeister im Abgeordnetenhaus ist für den 11. Dezember terminiert.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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