Senioren arbeiten als Stadtführer
"Biografische Stadtführung" nennt sich das Konzept. Es wurde vom Zentrum für Bewegungsförderung bei der Landesvereinigung für Gesundheit in Sachsen-Anhalt entwickelt. "Ziel ist es, dem Bewegungsmangel bei Senioren vorzubeugen, etwas gegen das Vergessen zu tun und ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, neue Kontakte zu knüpfen", erläutert Sigrid Wege, Gesundheitsmanagerin bei der Organisation in Magdeburg.Interessierte Senioren wie Bernhard Prutz erhalten eine Schulung, in der sie die Planung und Gestaltung von Stadtführungen einüben und lernen, wie man historische Ereignisse auf spannende Weise mit dem eigenen Erleben verknüpft.
"Biografische Stadtführungen sollen auf keinen Fall den professionellen Gästeführern Konkurrenz machen", stellt Sigrid Wege klar. Denn um als Profi-Gästeführer Touristengruppen durch eine Stadt zu führen, ist eine umfangreiche Ausbildung erforderlich. Meist wird sie von den örtlichen Tourismusinstitutionen angeboten. "Gästeführer ist ein professionell ausgeübter Beruf", betont Ingrid Schwoon, Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes der Gästeführer in Deutschland.
Gut zu Fuß
Ausüben lässt sich der Beruf auch noch im Rentenalter: "Gästeführer sind überwiegend selbstständig tätig, und es gibt keine vorgeschriebene Altersgrenze", sagt Ingrid Schwoon. Eine gute Kondition ist allerdings Voraussetzung: "Stadtführungen finden überwiegend zu Fuß statt und dauern in der Regel zwei Stunden."
Dass biografische Stadtführungen und Profitouren nebeneinander bestehen können, zeigt das Beispiel Berlin. Dort bieten seit fast 20 Jahren Senioren bei dem Verein "Stadtführungen mit Erfahrungswissen" in vielen Stadtvierteln Touren abseits der üblichen Touristenattraktionen an.
"Wir haben bei der Wahl unserer Themen natürlich viel mehr Freiheiten als die professionellen Gästeführer", sagt Jürgen Drömmer. Der 76-Jährige ist seit mehr als zehn Jahren bei den Stadtführungen dabei.
Die Touren sind bewusst persönlich gehalten: Die Senioren-Stadtführer zeigen, wo sie aufgewachsen sind oder wo sie gearbeitet haben. Die Mehrzahl der Teilnehmer sind Berliner, viele Stammgäste sind darunter. "Denen muss man natürlich auch immer wieder Neues bieten", sagt Jürgen Drömmer.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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