Pflegewelt - Teil 8
Worauf Pflegebedürftige und Angehörige bei der Auswahl eines Pflegeheims achten sollten
Nicht immer können Pflegebedürftige zu Hause versorgt werden. Dann sind Pflegeeinrichtungen mit Fachkräften und Rund-um-die-Uhr-Betreuung eine gute Alternative. Welche Faktoren bei der Auswahl berücksichtigt werden sollten, erklärt Dirk Görgen, Pflegeexperte der DKV.
Wenn Angehörige eines Pflegebedürftigen sich nicht selbst kümmern können oder ein Umbau der Wohnung nicht adäquat möglich ist, bleibt die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung oft die einzige Option. Um ein passendes Heim zu finden, in dem sich der Pflegebedürftige wohlfühlt, sollten sich alle Beteiligten vor der Entscheidung gut informieren. „Hierfür kann es sinnvoll sein, eine Checkliste zu erstellen und sich Gedanken über die individuellen Bedürfnisse zu machen“, rät Pflegeexperte Dirk Görgen.
Die Checkliste
Folgende Faktoren sollten Betroffene berücksichtigen:
• Entfernung zu bisherigem Wohnort und Angehörigen
• Umgebung, Lage und Erreichbarkeit der Einrichtung
• Art und Ausstattung der Zimmer: Gibt es Einzel- oder Mehrbettzimmer? Welche Größe haben die Zimmer? Ist es möglich, eigene Möbel mitzubringen?
• Besuchszeiten
• Gestaltung des Tagesablaufs und angebotene Aktivitäten
• Service wie Friseur, Fußpflege oder Physiotherapie
• Qualität und Auswahl der Verpflegung
• Höhe des monatlichen Eigenanteils
• Organisation der Betreuung, Personalsituation und ärztliche Versorgung
• Haustierhaltung nach Bedarf
Eine ausführliche Checkliste zum Ausdrucken und Ausfüllen bietet beispielsweise das Projekt „Weisse Liste“ von der Bertelsmann Stiftung und den größten Patienten- und Verbraucherorganisationen, die unter https://bwurl.de/18z1 zum Download bereitsteht. Aber auch viele Versicherer informieren dazu auf ihren Websites, zum Beispiel die DKV auf DKV Pflegewelt unter https://bwurl.de/18z2.
Erste Recherchen
Bei der Suche nach Einrichtungen in der Umgebung unterstützen Websites wie zum Beispiel das heimverzeichnis.de der „Gesellschaft zur Förderung der Lebensqualität im Alter und bei Behinderung“. „Die umfangreiche Datenbank enthält bundesweit über 1000 Heime, die mit dem Qualitätssiegel für Verbraucherfreundlichkeit ‚Grüner Haken‘ ausgezeichnet sind“, so der Pflegeexperte. Ein weiteres Bewertungssystem, das Aufschluss über die Qualität von Pflegeheimen geben soll, bietet der Medizinische Dienst (MD). Er vergibt jährlich sogenannte Pflegenoten, die von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) reichen und nach bestimmten Qualitätsprüfungsrichtlinien in einem Durchschnittsverfahren gebildet werden. Görgen rät, sich nicht nur auf diese Angaben zu verlassen, sondern sie als Orientierung zu sehen. Manche Websites wie www.pflegeberatung.de bieten außerdem hilfreiche Suchfunktionen an. Darüber hinaus informieren unabhängige Beratungsstellen, beispielsweise von Gemeinden oder der Caritas oder auch compass, die Pflegeberatung des PKV-Verbandes, über Pflegeheime in der Nähe oder finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.
Die Besichtigung
Ist die Vorauswahl getroffen und vielleicht auch schon eine Wunscheinrichtung gefunden, sollten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen diese für einen besseren Eindruck nach Möglichkeit besichtigen. „Nur so lässt sich wirklich beurteilen, ob sich potenzielle neue Bewohner wohlfühlen“, so der DKV Pflegeexperte. Bei einem Besuch sollten Interessenten besonders auf Atmosphäre, Sauberkeit und Hygiene, Personalsituation, Ausstattung sowie die Kommunikation mit Pflegebedürftigen und Angehörigen achten. Eventuell ist auch die Teilnahme am Mittagessen möglich. Hierfür am besten vorab bei der Heimleitung nachfragen. „Manche Einrichtungen bieten zudem ein Probewohnen an“, weiß Görgen. „Dabei können sich Pflegebedürftige ein noch besseres Bild von der Unterbringung und dem alltäglichen Leben dort machen.“
Die weiteren Schritte
Ist die Entscheidung für ein Pflegeheim gefallen, gilt es, vor Vertragsabschluss die festgelegten Kosten und Leistungen gründlich zu prüfen. Besonders wichtig dabei: Sind alle Informationen präzise, übersichtlich und transparent aufgelistet? Häufig kann es vorkommen, dass die Wunscheinrichtung aktuell keine freien Plätze hat. Der DKV Experte empfiehlt Pflegebedürftigen, sich in einem solchen Fall auf die Warteliste setzen zu lassen. Eilt die Unterbringung, können sie in der Zwischenzeit eine andere Einrichtung beziehen oder die Zeit mit ambulanter Pflegeunterstützung überbrücken. „Ein Wechsel ist dann jederzeit ohne Probleme möglich“, erläutert Görgen. „Das gilt auch, wenn das ausgewählte Heim doch nicht den Erwartungen oder Wünschen entsprechen sollte.“ RR
Buchtipp: „Umsorgt wohnen in Berlin-Brandenburg“, von Jochen Mertens und Thomas Wendt, 448 Seiten, ISBN 978-3-941891-30-2, 7., überarbeiteten und aktualisierten Auflage, 19,90 Euro. Bestellung (plus Versandkosten) unter der gebührenfreien Rufnummer 0800 / 600 89 84 oder www.umsorgt-wohnen.de.
Autor:Ratgeber-Redaktion aus Mitte |
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