Am früheren Grenzübergang entstehen Wohnungen
Es gibt eine kleine Infotafel genau vor der Tankstelle an der Kreuzung Chaussee- und Liesenstaße und auf der Brache noch ein paar Reste der Grenzanlagen, Lampenmasten und eine kleine Mauer am Friedhof. Über 23 Jahre nach dem Mauerfall wird das Niemandsland zwischen Mitte und Wedding ab Frühjahr zum Wohnquartier. Stararchitekt Eike Becker hat zwischen Chausseestraße und den Friedhöfen St. Hedwig und Französische Domgemeinde ein grünes Viertel mit sieben Stadthäusern geplant. Zu den schicken Townhouses gehören Privatgärten. Die Marketingstrategen bieten das Projekt den Käufern als "The Garden" an.Die wenigen Überreste des Mauerbollwerks sollen erhalten bleiben. Auch soll auf dem Hof des Stadtgartens der Grenzverlauf mit einem Messingband markiert werden. 114 Eigentumswohnungen werden entstehen. Dazu errichtet der Kölner Wohnungsinvestor Pantera AG in Zusammenarbeit mit der Schweizer Peakside Capital Advisor AG ein langes Gebäude an der Chausseestraße zwischen dem bestehenden Wohnhaus und der Tankstelle. Dort sind 169 Mietwohnungen und Geschäfte im Erdgeschoss geplant. Pantera wird das Haus am Straßenrand nach Fertigstellung verkaufen, an eine Versicherung zum Beispiel.
Ursprünglich hatte Becker an der Straßenkante ein Hotel- und Bürohaus geplant. Doch der irische Auftraggeber und Investor Barry Leddy Developments hat das Projekt verkauft. Und die neuen Eigentümer setzen voll auf den Berliner Wohnungsmarkt. "Wir brauchen nicht noch mehr Hotels und Büros", sagt auch Architekt Eike Becker. Für ihn ist das Wohnprojekt ein schönes Beispiel, wie die geteilte Stadt wieder zusammenwächst.
Hinter der Tankstelle an der Liesenstraße plant ein weiterer Investor auf der verbleibenden Fläche des früheren Grenzgebiets ebenfalls ein Wohngebiet. Einen konkreten Baubeginn dafür gibt es noch nicht. Dass auf Weddinger Seite der Liesenstraße eher die weniger Wohlhabenden leben, ist für Becker die "interessante Berliner Mischung". Wohnhäuser für Besserbetuchte stehen neben Häusern, in denen Sozialhilfeempfänger wohnen.
An der südlichen Grundstückskante stehen noch die Ruinen einer alten Bootsfabrik. Dort gab es in den vergangenen Jahren immer wieder wilde Partys. Auch wurde in den Häusern illegal gewohnt. Damit ist bald Schluss. Die Backsteinruine und weitere Gebäudeteile werden abgerissen, um die Stadthäuser mit den Privatgärten zu bauen. Nach ersten Plänen sollte die alte Backsteinfabrik saniert und zum Nobelwohnhaus umgebaut werden. "Wir hätten das Backsteinhaus gerne erhalten", sagt Eike Becker. Doch der Aufwand wäre schon wegen der geplanten Tiefgarage "aberwitzig gewesen", so Becker.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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