Ambulante Suchtberatung zeigt Wege aus der Abhängigkeit

Andreas Latzel, Yesim Erdogan und Berit Wittkopf helfen Menschen mit Suchtproblemen. | Foto: Liptau
  • Andreas Latzel, Yesim Erdogan und Berit Wittkopf helfen Menschen mit Suchtproblemen.
  • Foto: Liptau
  • hochgeladen von Ralf Liptau

Moabit. Für viele ist der Kampf gegen die Sucht nur zu gewinnen, wenn sie ihn nicht alleine führen müssen. Die ambulante Suchtberatung des Verbunds für integrative soziale und therapeutische Arbeit (Vista) hilft Menschen mit Beratungs- und Therapieangeboten aus der Abhängigkeit.

Am 1. Januar 2012 hat Vanessa B. beschlossen, dass es reicht. "Ich war zu Silvester wieder mal abgestürzt und habe gemerkt, dass ich das nicht mehr im Griff habe", erinnert sie sich. Ihre Beraterin beim Jobcenter habe sie dann zur Beratungsstelle in die Stromstraße geschickt. "Sie hatte mein Problem schon länger bemerkt." Seither macht Vanessa bei der Suchtberatungsstelle der Vista ihre ambulante Therapie - und ist trocken! Die Vista ist Träger von einer der zwei Suchtberatungsstellen im Bezirk Mitte. Eine zweite Anlaufstelle für Suchtkranke unterhält die Caritas in der Großen Hamburger Straße. Geholfen wird an beiden Orten Menschen, die Probleme mit Suchtmittelkonsum haben. Also neben Alkohol beispielsweise auch mit Tabletten. "Unser Angebot spaltet sich dabei in zwei große Felder", erklärt die Vista-Einrichtungsleiterin Berit Wittkopf. Auf der einen Seite stehe die Beratung, in der die Betroffenen auf Wunsch anonym in offenen Sprechstunden über ihr Problem sprechen und gemeinsam mit den Mitarbeitern überlegen, wie eine Lösung aussehen könnte. Dazu gehört auch das Programm "kontrolliertes Trinken". Hier können Menschen ihren - gegebenenfalls schon problematischen - Alkoholkonsum reflektieren und gegebenenfalls reduzieren.

Darüber hinaus wird vor Ort - als zweiter Schwerpunkt von Vista - die ambulante Suchttherapie angeboten. "Wer sich nach der Beratung für die ambulante Variante entscheidet und nicht stationär behandelt werden will, kann gleich hier bleiben", sagt Wittkopf. Voraussetzung sei allerdings, dass einer der nur zwölf Therapieplätze frei ist. "Bei der ambulanten Behandlung geht es vor allem ums Sprechen", sagt Therapeut Andreas Latzel. In Einzel- und Gruppengesprächen werde den Ursachen für die Sucht auf den Grund gegangen und nach neuen Strukturen und Lösungsstrategien im und für den Alltag gesucht. "Das ist kein Pillepalle", stellt die trockene Alkoholikerin Vanessa klar. Auch die Gespräche können zu einem "harten Kampf" werden.

Damit auch das soziale Umfeld der Süchtigen diesen Kampf nachvollziehen kann, bietet die Vista zusätzlich Angebote für Freunde und Familienmitglieder an. Ab Mai sogar in türkische Sprache. "Die Scham ist in diesem Personenkreis vielleicht noch größer, weil der Alkoholkonsum auch eine religiöse Komponente hat", so die Therapeutin Yesim Erdogan. Als Deutschtürkin wolle sie ihren Besuchern das Gefühl vermitteln, besser verstanden zu werden. Der Einbezug der Angehörigen sei auch für die Abhängigen wichtig. "Aus heutiger Sicht", bestätigt Vanessa B., "hätte ich mir gewünscht, dass meine Eltern mein Problem früher erkennen."

Weitere nformationen zu Vista in der Stromstraße 47 gibt es unter 224 45 11 00 und auf www.vistaberlin.de. Die offene Sprechstunde montags von 13 bis 14.30 Uhr, mittwochs von 16 bis 18 Uhr und donnerstags von 10.30 bis 12 Uhr kann kostenlos besucht werden.
Ralf Liptau / flip
Autor:

Ralf Liptau aus Tiergarten

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 295× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 256× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 641× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.216× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.