Anwältin und SPD-Wirtschaftsfachfrau kandidieren für Stadtratwahl
Hoher Unterrichtsausfall, veraltete Lernkonzepte, zu wenig attraktive Angebote. Das will Seyran Ates ändern und "mit jeder Schule neue Konzepte erarbeiten", wie die in Wedding aufgewachsene Tochter türkisch-kurdischer Eltern sagt. Ates ist voller Ideen und Tatendrang, wenn es darum geht, Mittes Schulen besser zu machen. Deshalb hat sich die prominente Anwältin bei der SPD um den Stadtratjob beworben.
In ihrem Buch "Der Multikulti-Irrtum" widmet sie auch ein Kapitel dem Thema Bildung. Die Anwältin kämpft in Vorträgen und Büchern gegen das Kopftuch, Zwangsheirat und Ehrenmorde. Bekannt wurde sie unter anderem bei der Mahnwache 2005 für das Ehrenmordopfer Hatun Sürücü. Ates wurde auch wegen ihrer Unterstützung für unterdrückte türkische Frauen 1984 angeschossen. Im Gegensatz zu ihrer Mandantin überlebte sie den Mordanschlag des rechtsnationalen türkischen Täters. Nach neuen Morddrohungen wegen ihres Buches "Der Islam braucht eine sexuelle Revolution" zog sich die Anwältin 2006 zurück. Ermuntert durch den arabischen Frühling, wie sie sagt, mischt sich die 50-Jährige seit Sommer 2011 wieder öffentlich in die Debatten ein. Sollte die engagierte Menschenrechtlerin in Mitte Stadträtin werden, hätte sie bei öffentlichen Veranstaltungen Personenschützer an ihrer Seite. Ates steht unter Polizeischutz.
Dass die wegen ihres Engagements für Integration und Gleichberechtigung 2007 von Bundespräsident Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnete Anwältin SPD-Stadträtin wird, ist trotz ihrer Prominenz eher unwahrscheinlich. Auch wenn der SPD-Kreisvorsitzende Boris Velter auf die Kreisdelegiertenversammlung (KDV) am 13. Dezember verweist und seine Präferenz nicht kundtun möchte, gibt er doch den Hinweis auf die fehlende "innerparteiliche Bekanntheit".
Bei der KDV kandidiert neben Ates noch Sabine Smentek. Die selbstständige Unternehmensberaterin ist Mitglied des Kreisvorstandes der SPD Mitte und dort für die Themen Wirtschaft und Finanzen zuständig. Es sieht so aus, dass die knapp 130 Delegierten für die 52-jährige Smentek stimmen werden.
Seyran Ates ist in der Partei nicht verwurzelt und erst seit Anfang dieses Jahres wieder SPD-Mitglied. Das Parteibuch hatte sie zwar schon mal zwischen 2005 und 2008, war aber wegen Anfeindungen wieder ausgetreten. Ates ist keine stramme Parteisoldatin und bekannt für deutliche Worte. Boris Velter spricht von einer "tollen Außenwirkung" der bekannten Autorin, lässt aber durchblicken, dass eine Nominierung von Seyran Ates für die Stadtratsstelle eine Überraschung wäre.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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