Ausstellung über Berlins Altes Rathaus eröffnet
Im Rathaus tobte jahrhundertelang das Leben. In den Gewölben wurde ordentlich gezecht, gehandelt und gespielt. Das im 13. Jahrhundert gebaute Rathaus war ein Ort für die Öffentlichkeit, Flure mit Schreibbüros gab es kaum im "Schlüsselbau für Berlins Stadtgeschichte", wie Landesarchäologe Matthias Wemhoff schwärmt. Die Wissenschaftler wissen soviel über das alte Rathaus, weil Denkmalpfleger, Bauräte und der Architekt bereits vor 150 Jahren an die Nachwelt dachten. Beim Abriss des mittelalterlichen Rathauses 1865 für den Neubau des Roten Rathauses dahinter wurden die historischen Keller behutsam verfüllt und nicht zerstört. Die Gewölbekeller und Säulen sind bestens erhalten. Seit vier Jahren buddeln Archäologen vor dem Rathaus und auf angrenzenden Grundstücken der einstigen Königsstraße, bevor die BVG ihren U-Bahnhof baut. Im freigelegten Rathauskeller und auf den anderen Grundstücken entdeckten die Archäologen spektakuläre Funde aus verschiedenen Jahrhunderten, die einen großen Einblick in das fast vergessene Stadtquartier und den mittelalterlichen Ausbau geben.
Kupferne Zapfhähne, Römergläser, Maultrommeln oder Knochenwürfel belegen, dass im alten Rathaus viel gefeiert wurde. Und durch die Holzdielen sind in den Jahrhunderten auch immer Münzen gefallen. 751 haben die Archäologen gefunden, in der neuen Ausstellung zum Alten Rathaus sind davon gerade mal 30 zu sehen. 80 Ausgrabungspobjekte haben die Experten im Museum für Vor- und Frühgeschichte für die Rathausausstellung ausgewählt. Das ist ein winziger Bruchteil der insgesamt rund 240 000 geborgenen Exponate (Knochen, Münzen, Trinkgläser, Spielgeräte, Werkzeuge, Schnallen), die im Landesdenkmalamt lagern.
Ein großer Teil des entdeckten Rathauskellers soll im neuen U-Bahnhof in einem archäologischen Fenster integriert werden. Die Reste der alten Tuchhalle mit den erhaltenen Pfeilern sollen als unterirdischer Ausstellungsraum zwischen U-Bahnhof und Rathaus gestaltet und möglicherweise auch vom Bahnsteig aus begehbar sein.
Auf jeden Fall sollen die Fahrgäste über eine betretbare Glasbox in die Gewölbe gucken können. In die neue Ausstellungshalle mit den Resten des gotischen Rathauses gelangt man später vom jetzigen Ratskeller im Roten Rathaus. Im Ratskeller werden die archäologischen Funde ausgestellt.
Die Archäologen buddeln ab Frühjahr noch einmal vier Monate an der Spandauer Straße Ecke Rathaussstraße. Hier an der westlichen Giebelseite des alten Rathauses stand bis 1871 die Gerichtslaube, wo bis ins 17. Jahrhundert auch Hinrichtungen stattgefunden haben. Die rekonstruierte Gerichtslaube steht seit 140 Jahren im Schlosspark Babelsberg.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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