Ausstellung würdigt die 130 Jahre alte Berliner Kanalisation
Als Architekt und Baurat entwickelte James Hobrecht, ein Bruder des Berliner Oberbürgermeisters Arthur Hobrecht, einen genialen Plan, um die stinkende Brühe mit Hilfe von Pumpen durch ein System unterirdischer Leitungen weit hinaus vor die Stadt zu leiten. Bis dahin gab es in den Straßen bis zu 60 Zentimeter tiefe Rinnsteine, in die alle Abwässer der einzelnen Haushalte flossen. Ab und zu wurden die immer wieder verstopften Rinnen gespült, worauf die Wassermassen, nur unzureichend gereinigt, in die Spree flossen. Die hygienischen Zustände in Berlin waren so unzumutbar und gefährlich, dass die Stadtverordnetenversammlung am 6. März 1873 die Anlage einer Kanalisation beschloss.
James und Arthur Hobrecht verfolgten das ehrgeizige Ziel, Berlin zur saubersten Stadt Europas zu machen. Als Spezialist für Wasser-, Wege- und Eisenbahnbau ausgebildet und viel in der Welt herumgekommen, arbeitete James Hobrecht überdies Vorschläge aus, um den Wildwuchs an den Rändern der langsam sich erweiternden preußischen und bald auch deutschen Hauptstadt zu bremsen und ihre geordnete Erweiterung zu fördern. Sein Radialsystem sah die Gliederung Berlins in zwölf Entwässerungsgebiete vor.
Da pro 250 Einwohner ein Hektar für die einzurichtenden Rieselfelder veranschlagt wurde, benötigte Berlin bedeutende Flächen außerhalb ihrer Grenzen. Die ersten Rittergüter und weitere Gebiete wurden zur Anlage als Rieselfelder und für landwirtschaftliche Zwecke angekauft.
1876 ging das erste Radialsystem zwischen dem Pumpwerk an der Schöneberger Straße und dem Rieselfeld Osdorf in Betrieb. Zehn weitere folgten bis 1893 und 1909 war der Bau aller zwölf Anlagen abgeschlossen. Die Länge der Kanäle beträgt derzeit über 9000 Kilometer. Es existieren fast 150 Pumpwerke sowie einige Klärwerke.
Autor:Helmut Caspar aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.