Baugruppe errichtet Nullemissionshaus
Der Fahrstuhl ist noch mit Schutzwänden verkleidet, die Treppenstufen sind mit Pappe bedeckt und überall wuseln die Bauarbeiter herum. Annette Jensen und ihr Freund Uli Anders wohnen derzeit auf einer Baustelle. Aber als stolze Besitzer einer 88 Quadratmeter großen Wohnung wollten sie so schnell wie möglich rein in das Haus, das als sogenanntes Nullemmissionshaus CO2-neutral ist und als Öko-Vorzeigeprojekt gilt. Sogar Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) watete am 15. Mai mit seinen polierten Lackschuhen durch den Baustaub im Keller und ließ sich von den Architekten Iris Oelschläger und Christoph Deimel das Energiewunder erklären.
Das Projekt wurde 2012 mit dem Klimaschutzpreis der Berliner Wirtschaft ausgezeichnet, und Gaebler sagte im Hinblick auf die Wohnungsbauoffensive des Senats, "dass wir den Passivhausstandard als Orientierung nehmen müssen für unsere Neubauten".
Trotz der ausgeklügelten Energietechnik war der Bau des siebengeschossigen Mehrfamilienhauses hinter dem Bundeswehrkrankenhaus nicht teurer als herkömmliche Gebäude. Im Gegenteil, rund 2500 Euro Baukosten inklusive Grundstückskauf pro Quadratmeter sind eher günstig. Und die Bewohner profitieren dauerhaft von sehr niedrigen Betriebskosten. Über horrende Heizkostennachzahlungen muss sich niemand ärgern. Denn es gibt keine.
Das Haus mit den 21 Wohnungen kommt im Prinzip ohne Heizung aus. Die Fassade ist so gut gedämmt, dass wie bei einer Thermoskanne keine Wärme nach außen dringt. Die Fassadenelemente bestehen aus mit Zellulose gefüllten Holztafeln. Heizkörper gibt es außer einen Handtuchtrockner im Bad keine, sondern ein ausgeklügeltes Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Die von den Lampen, Küchengeräten und den menschlichen Körpern erzeugte Wärme wird permanent als Energiequelle genutzt. Die Lüftungsanlage nutzt die Wärme der Abluft, um damit die im Garten angesaugte Frischluft über ein Wärmetauschersystem zu erwärmen.
Im Keller steht ein Blockheizkraftwerk für die Warmwassererzeugung. Die dabei entstehende Wärme wird ebenfalls genutzt. Auf dem Dach des Energiewunders sorgt eine Photovoltaikanlage für CO2-freien Strom. In der Jahresbilanz ist das sogenannte Nullemmissionshaus CO2-neutral.
Künstler, Journalisten, Designer und einige Rentner haben sich zu einer Baugruppe zusammengeschlossen und das Ökohaus gebaut. Sie verstehen sich als Gemeinschaft. Unten gibt es einen Gemeinschaftsraum, oben eine für alle nutzbare Dachterrasse. Den Garten plant gerade die Gartengruppe, in der sich auch Annette Jensen engagiert. Voller Enthusiasmus erzählt sie, was die Ökohausbewohner alles noch vorhaben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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