Berliner Leberring berät Kranke und deren Angehörige
Während der Chemotherapie gegen den Blutkrebs hatte die Tochter eine Transfusion erhalten. Die Heilungschancen standen gut, sie lagen bei 80 Prozent. Doch das Blut war verseucht. Mit Hepatitis-C-Viren. "Wir können nichts tun", beschieden die Ärzte der Mutter lapidar. "So bin ich nach Hause geschickt worden", erinnert sich Sabine von Wegerer. Das war 1994. Die Krankheit galt damals gerade bei Kindern noch als unheilbar. Doch das wollte Sabine von Wegerer nicht hinnehmen. Sie kämpfte und gründete den Berliner Leberring, anfangs noch eine Selbsthilfegruppe, seit über 15 Jahren ein bundesweit fachlich vernetzter, erfolgreicher gemeinnütziger Verein.
Die mittlerweile erwachsene Tochter Sabine von Wegerers gilt inzwischen als geheilt. Sie hat beide Krankheiten überwunden. Die Krankheit der Tochter hat auch das Leben der Mutter entscheidend verändert: "Eine Homöopathin, die meine Tochter erfolgreich bei der Chemotherapie begleitete, hat mich motiviert. Ich drückte noch einmal die Schulbank und wurde Heilpraktikerin."
Ehrenamtlich und kostenfrei berät sie heute im Berliner Leberring mit ihrem 15-köpfigen Team Betroffene und deren Angehörige rund um die Leber sowie in Renten- und Sozialfragen. Das sind im Jahr mehr als 300 Beratungen. Hinzu kommen rund 15 Informationsveranstaltungen. Beraten wird in Deutsch, Französisch, Englisch und Türkisch. Weitere Sprachen kommen in den zahlreichen Publikationen des Vereins hinzu.
Über eine Million Bundesbürger leiden an einer chronischen Hepatitis B oder Hepatitis C. Hinzukommen weitere Lebererkrankungen zum Beispiel durch Alkohol, Medikamente, autoimmune Entzündungsvorgänge oder falsche Ernährung. "Gerade deshalb ist es wichtig, die Öffentlichkeit besser über Entstehung, Verlauf und Prävention von unterschiedlichen Lebererkrankungen aufzuklären", sagt Sabine von Wegerer.
Dazu bedarf es engagierter Helfer sowie finanzieller Unterstützung, um unter anderem die laufenden Kosten wie Miete und Mietnebenkosten zu decken. Gesucht werden Freiwillige mit und ohne Fremdsprachenkenntnisse für die Beratungen. Sie erhalten im Verein eine umfangreiche fachliche Schulung.
"Wir wollen durch gezielte Informationen erreichen, dass die häufigen Vor- oder Pauschalurteile gegenüber Leberkranken, die innerhalb der Bevölkerung durch mangelnde Aufklärung entstanden sind, abgebaut werden und dadurch mehr gesellschaftliche Akzeptanz für Betroffene erzielt wird", fasst Sabine von Wegerer das Anliegen des Berliner Leberrings zusammen.
Eine Lebererkrankung bringe häufig hohe Anforderungen an das tägliche Leben mit sich. Betroffene haben über die medizinische Beratung und Betreuung hinaus einen großen Bedarf an Hilfe und Beistand. Mit einer persönlichen und kompetenten Beratung will der Leberring auf die unterschiedlichen Fragen der Betroffenen eingehen.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
Kommentare