Bernd S. Meyer führt über den Hohenzollernplatz
Die Vorortsiedlung Nikolassee auf einstigem Düppeler Gutsgelände war dem Bahnhof auf dem Fuß gefolgt. Wer hier wohnte, hatte in aller Regel in Berlin zu tun oder in Charlottenburg. So ist auch das natürliche Ortszentrum, der Hohenzollernplatz, direkt am Bahnhof als Gartenplatz angelegt worden. 1912 wurde ein Rathaus gebaut. Es erinnert bis heute an Kleinstadtrathäuser des Barock. Außerdem fällt eine flache Ladenzeile mit großen leuchtendblauen Schriften auf. Sie wurde1949 gebaut und hat sich bis heute behauptet. Die schlichte Nachkriegsarchitektur steht wie auch Bahnhof, einstiges Rathaus und erstaunlich viele Eigenheime Nikolassees unter Denkmalsschutz.
In gehöriger Entfernung von Platz und Bahnhof zieht sich eine eiszeitliche Talkehle in Nordsüdrichtung durch die Ortslage, landschaftliches Kleinod, dessen Umgebung bis heute Gutbetuchte anzieht, darunter Wissenschaftler und Kunstinteressierte. Aus "Kuhtrift" wurde "Rehwiese". Ein Eldorado auch für bekannte Architekten, die hier ihre Handschrift hinterließen, kleine Villen bezogen. So entstand eine anmutige Gartenstadt. Im Mittelhof eines der berühmten Häuser von Hermann Muthesius sitzt heute die Historische Kommission für die Geschichte Berlins.
Gleich doppelt anmutig wird man schon am Bahnhof begrüßt, denn links und rechts auf dem Platz stehen zwei bronzene ranke Frauengestalten des Bildhauers Ferdinand Lepcke. Die Bogenspannerin von 1897 kam 100 Jahre später als Nachguss zurück. Ihre schönen Zwillingsschwestern finden sich an mehreren Orten ebenfalls unter freiem Himmel: auf der Museumsinsel, im Kaiserbad Heringsdorf, in Bydgoszcz (Bromberg) und in Coburg. Die zweite Schöne vom Hohenzollernplatz ist ein Standbild der Phryne.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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