Bezirk will Zwinger im Köllnischen Park schließen
Stadtbärin Schnute ist mit 31 Jahren schon ziemlich alt. Und auch ihre Tochter Maxi ist mit 26 Jahren im Rentenalter. Doch ob die alten Damen ihren Lebensabend in Mitte verbringen werden, wird immer unwahrscheinlicher. Tierschützer fordern seit Jahren, die Tiere in einen Bärenpark umzusiedeln, weil es ihnen in dem 450 Quadratmeter großen Zwinger angeblich nicht gutgehe. Der Bezirk, der für die Anlage hinter dem Märkischen Museum zuständig ist, hat das bisher immer abgelehnt. Mittes Amtstierarzt Ulrich Lindemann, der die Bären betreut, sieht keinen Grund für eine Umsetzung. Auch Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte im September gesagt, dass es aus tierschutzrechtlichen Gründen keine Notwendigkeit dafür gebe. Er hatte sich aufgrund des hohen Alters dafür ausgesprochen, die Tiere im Zwinger zu belassen. Wenn ein Bär stirbt, wären Zoo oder Tierpark bereit, den anderen Bären zu übernehmen. Experten befürchten, dass die alten Bären eine Umsiedlung und die damit verbundene Narkose nicht überleben.
Doch der Bezirk Mitte hat kein Geld; die Bärenhaltung ist keine Muss-Aufgabe und steht auf der Streichliste. "Das muss jetzt die BVV entscheiden", sagt der zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU). Er wolle bei der "hochsymbolischen Thematik" keine Empfehlung abgeben. Nach seinen Aussagen stelle sich jetzt die Grundsatzfrage, da eine Pflegerin aufgehört habe und die Stelle nachbesetzt werden müsste.
Insgesamt geht es um 60 000 Euro Kosten pro Jahr für zwei Pfleger und Unterhalt der Anlage. Bürgermeister Christian Hanke (SPD) ist "aus tierschutzrechtlichen und finanziellen Gesichtspunkten" für eine Schließung und "Umzug der Bärinnen in einen Wildpark." Die SPD in der BVV hat noch keinen Beschluss gefasst; "die Tendenz geht aber dahin, dass die Bären abgegeben werden", sagte Fraktionschef Hans-Günter Mahr. Auch CDU-Fraktionschef Thorsten Reschke vermutet, dass sich seine Fraktion mehrheitlich für die Schließung des Bärenzwingers entscheidet. Er selbst möchte den Tieren diesen Umzugsstress nicht zumuten.
"Wir haben viele größere Verlustbringer," so Reschke. Der klamme Bezirk spart durch die Schließung eigentlich nichts. Die Pfleger werden im Grünflächenamt nur woanders eingesetzt. Und dass eine Pflegerin aufgehört habe, ist für Christa Junge, Chefin des Vereins der Berliner Bärenfreunde, eine Falschmeldung. "Niemand hört auf, also gibt es auch keinerlei Einsparungen", ärgert sie sich über den Sinneswandel im Bezirk. "Den Bären geht es gut. Schnute und Maxi sollen ihren Lebensabend dort verbringen dürfen, wo sie großgeworden sind", appelliert Junge.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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