Bibliotheks-Förderverein und Stadträtin fordern klügere Finanzplanung
Mitte. Der Förderverein der Stadtbibliothek in Mitte fordert mehr Geld für die Anschaffung neuer Bücher in den Bibliotheken. Oder zumindest: nicht weniger. Im vergangenen Jahr wurde der Etat schon um ein Viertel gestrichen, nun könnte erneut der Rotstift angesetzt werden.
Die Summe, die den Bibliotheken zur Anschaffung neuer Medien zur Verfügung gestellt wird, könnte im kommenden Jahr nochmal deutlich gekürzt werden. Dass der Bezirk mehr als nur klamm ist, ist allgemein bekannt. Trotzdem, so argumentieren der Förderverein und die für Kultur zuständige Stadträtin Sabine Weißler (B90/Grüne), sei die Streichung schlicht falsch. Denn die Zuwendungen, die das Land dem Bezirk für die Bibliotheken überweist, orientieren sich an der Zahl der ausgeliehenen Medien. Sprich: Je weniger Bücher, DVDs oder CDs angeschafft und angeboten werden, desto weniger Ausleihen wird es geben. Und damit weniger Geld für den Bezirk. Bisher erwirtschaften die Bibliotheken über diese Kosten-Leistungs-Rechnung sogar ein Plus für die Bezirkskasse. Mit einer erneuten Streichung, so Weißler, würde aus einem Budgetgewinner ein -verlierer gemacht. Eine weitere Kürzung werde die Bibliotheken "in den Keller treiben". Auf die Frage, ob sie damit Finanzstadtrat und Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) kritisiere, sagte sie, das stehe ihr nicht zu. "Ich aber sage, wie die Situation ist." Schon jetzt würden die Einrichtungen "künstlich arm gehalten". Denn das Finanzplus, das die Bibliotheken erwirtschaften, fließt in den defizitären Gesamthaushalt. Dabei müsse es eher dafür genutzt werden, beispielsweise eine dringend benötigte neue Bibliothek anstelle der zu engen Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße zu realisieren. Dass die SPD hierfür lieber die Hansabibliothek zur Disposition stellt, sei wenig hilfreich. Denn auch diese Einrichtung erziele zuverlässig ein Plus für die Bezirkskasse. Neben den finanziellen Gründen sieht der Förderverein auch aus sozialpolitischen Interessen weitere Einsparungen für falsch. Gerade in Kiezen mit eher bildungsfernen Bevölkerungsschichten sei die Arbeit der Bibliotheken nicht wegzudenken.
Ralf Liptau / flip
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