Bis 23. Februar läuft die Aktion "Speisen für Waisen"
Walid Bassal ist ein vornehmer Mann. Der Schnurrbart ist akkurat gestutzt, der dunkle Anzug sitzt tadellos. Er spricht ruhig und verbindlich. Der 47-jährige Deutsch-Libanese kam vor 26 Jahren nach Berlin, seit fünf Jahren betreibt er das Restaurant Assala in Wilmersdorf. Auf der Speisekarte typische arabische Küche, libanesische Spezialitäten. Heute erstrahlt das Assala in besonders warmem Licht. "Speisen für Waisen" steht auf den orangefarbenen Windlichtern, ein Faltblatt auf jedem Tisch macht deutlich: Dies ist kein Abend wie jeder andere.
Als Bassal von der Aktion hörte, sei er sofort begeistert gewesen, erzählt er und schenkt Kaffee aus einer traditionellen Goldkanne in kleine Tassen. Anderen Menschen, egal welcher Religion, zu helfen, ist für den praktizierenden Muslim ein wichtiger Glaubensgrundsatz.
Kritisch beobachte er, dass sich viele Muslime zurückzögen und unter sich blieben: "Es ist wichtig, sich wieder zu öffnen und das Gute im Islam nach außen zu tragen." Raus aus der muslimischen Nische, mitten hinein ins deutsche Leben, so Bassal. In seinem Lokal kommen Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft zusammen. Arabische Botschaftsmitarbeiter gehören genauso zu seinen Stammgästen wie viele Berliner Nachbarn. Die Aktion bringt die Menschen ins Gespräch; Bassal bietet dafür Raum und Anlass.
"Menschlichkeit", antwortet auch Abdel Fattah El-Said in Neukölln auf die Frage, was ihn motiviere, bei der Aktion mitzumachen. "Es gibt so viel Armut und Leid. Jeder Mensch, der ein Herz hat, sollte anderen helfen." Er sagt es ohne Zögern und Pathos, während er den Wetterbericht im Fernsehen verfolgt. Al Jazeera meldet 17, 20, 22 Grad. El-Said zuckt die Schultern. Im eisigen Berlin kommen heute nur wenige Gäste in sein sonst gut besuchtes Restaurant.
Seit mehr als 20 Jahren verspricht El-Said hier, in seinem Restaurant "Amira", "ein Stück Ägypten in Neukölln". Nicht nur kulinarisch hält er Wort: Schwarz, rot, weiß die Tischdecken und langen Stoffbahnen an Wand und Decke, Bilder von Nofretete und Tutanchamun.
El-Said ist ein umtriebiger Geschäftsmann und engagierter Muslim. "Chef" steht auf seiner Kochmütze, auf seinem T-Shirt "I love Dar Assalam". Dar Assalam, "Stadt des Friedens", ist der Name der Moschee, in der El-Said Gebetsrufer ist. Seit langem ist er in der Begegnungsstätte in der Flughafenstraße aktiv. Dort wurde er auf "Speisen für Waisen" aufmerksam. Vier Wochen lang wird er nun für die Unterstützung von Waisenkindern werben. Möglichst viele Gäste sollen spenden, hofft er, und mit möglichst vielen möchte er ins Gespräch kommen. "Miteinander friedlich leben, egal welcher Religion man angehört, ob Christen, Juden, Hindus oder Muslime, das macht für mich den Islam aus. Mit der Aktion können wir das den Leuten nicht nur sagen, sondern auch zeigen."
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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