Der ADFC Berlin feiert sein 30-jähriges Bestehen
"Es gibt momentan in Berlin 660 Kilometer bauliche Radwege und lediglich 180 Kilometer Radspuren auf der Fahrbahn", sagt Eva-Maria Scheel (54), Diplompolitologin, Sozialmanagerin und seit 2012 Vorsitzende des ADFC Berlin. Untersuchungen hätten jedoch ergeben, dass Radler auf der Straße sicherer seien. Denn dort werden sie gerade an Gefahrenpunkten wie auf Rechtsabbiegerspuren auch gesehen und "nicht umgefahren". "Mittlerweile haben die Radfahrer in Berlin einen Verkehrsanteil von 15 Prozent, Tendenz steigend", weiß Scheel. Täglich würden in Berlin 1,5 Millionen Wege mit dem Rad zurückgelegt. "Wir brauchen eine differenzierte Verkehrsinfrastruktur. Dazu gehören Radschnellwege auf der Fahrbahn, der fahrradgerechte Umbau großer Kreuzungen, das Beibehalten und Sanieren von baulichen Radwegen für unsichere Radfahrer und Fahrradstationen", nennt die Vorsitzende wichtige Vorschläge ihres Vereins.
Bei den Stationen handele es sich um Gebäude an zentralen Stellen der Stadt, in denen mehrere hundert Drahtesel abgestellt und bewacht werden können. Ein Serviceangebot mit Werkstatt ist ebenfalls denkbar.
"All diese Ideen erfordern Geld, das der Senat jedoch nicht hinreichend zur Verfügung stellt", kritisiert Scheel. Zwar habe sich die Wahrnehmung für das Radfahren verbessert, dennoch müsse sich gerade in der Politik noch mehr ändern. Hier setzt der ADFC mit seiner Lobbyarbeit an.
So ist die Vorsitzende im regelmäßigen Kontakt mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, die auch für Verkehrsfragen in Berlin zuständig ist. Außerdem berät sie im Beirat der BVG den Vorstand und den Aufsichtsrat zu allen Themen rund um das Fahrrad. Seit diesem Jahr ist der ADFC Berlin auch Mitglied im Landesnetzwerk Bürgerengagement.
Neben den Forderungen an Politik und Verwaltung kümmert sich der Club um ganz praktische Dinge. Zusammen mit der AOK wurde das Projekt "Mit dem Rad zur Arbeit" entwickelt. Es gibt Fahrsicherheitskurse, um gerade älteren Menschen die Unsicherheit beim Radeln durch die Stadt zu nehmen. Und dann ist da noch das Radtourenprogramm des ADFC. "Wir haben von Anfang an geführte Radtouren angeboten, mittlerweile sind es rund 700 im Jahr", sagt Eva-Maria Scheel, die 2006 über eine solche Tour auf den ADFC stieß und sich seitdem im Verein engagiert.
"Ich bin Alltagsradlerin und kenne alle Probleme aus eigener Erfahrung." Daher arbeite sie ehrenamtlich für den ADFC, genauso wie rund 250 weitere Ehrenamtliche. Engagieren kann man sich beispielsweise bei der Leitung von Radtouren, beim Organisieren von Veranstaltungen oder beim Einsatz als Ordner bei der jährlichen Sternfahrt oder Kreisfahrt. Eine ADFC-Mitgliedschaft kostet 46 Euro im Jahr.
Beim Fest am 18. August ab 14 Uhr auf dem Tempelhofer Feld gibt es Live-Musik, Getränke vom Fass und Essen vom Grill. Es können besondere Fahrräder ausprobiert werden. Ab 16 Uhr erörtern Experten die Frage "Berlin - wird das noch was mit der Fahrradstadt?". Und es wird das originellste Fahrrad prämiert.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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