Die letzten Künstler mussten das Tacheles verlassen

Ein Schwerlastkran hebt die Skulpturen der zwangsgeräumten Künstler vom Tacheles-Gelände auf Tieflader. | Foto: Dirk Jericho
  • Ein Schwerlastkran hebt die Skulpturen der zwangsgeräumten Künstler vom Tacheles-Gelände auf Tieflader.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Mitte. Das weltberühmte Tacheles ist jetzt komplett geräumt. Die letzten Künstler, die noch im Hof ausgeharrt hatten, wurden jetzt vom Zwangsverwalter geräumt.

Es ist ziemlich ruhig geworden in der Oranienburger Straße, seit die Ateliers in der Kaufhausruine im September vergangenen Jahres geräumt wurden. Der Zwangsverwalter hat die Türen verrammelt und die Hofdurchfahrt zugemauert. Mit brachialen Methoden haben die Security-Leute seitdem auch jede durch Räumungstitel gewonnene Teilfläche im Hof dichtgemacht und immer neue Zäune gezogen. Zum Schluss war die Freiluftgalerie nur über ein Zaunlabyrinth zu erreichen. Mitte Juli haben Schwerlaster die tonnenschweren Metallskulpturen und andere Kunstwerke verladen. Die rund 25 Künstler sind zu drei neuen Standorten nach Friedrichshain, Kreuzberg und Marzahn umgezogen.

"Eine Idee kann man nicht räumen. Wir kämpfen weiter um das Tacheles", sagt Tom Plümmer vom 2011 gegründeten Verein Art Pro Tacheles. Die 51 Mitglieder aus zehn Nationen, darunter auch Banker und Journalisten, verfolgen weiterhin die Vision, das Tacheles als Ort der freien Kunst und Kultur zu erhalten.

Im Verein ist auch der durch seine riesigen Metallskulpturen bekannte Künstler Hüseyin Arda, der 1990 als einer der ersten die Tachelesruine besetzte und so den Abriss verhinderte. Er glaubt, dass jetzt Bewegung in die Geschichte kommt. Der Verein hat ein Finanzierungskonzept und will mit Hilfe einer Stiftung das Kunsthaus kaufen. Etwa neun Millionen Euro würde das kosten, glaubt Arda. Das Konzept "Das Neue Tacheles 2013-2033" sieht eine Mischfinanzierung vor. Einnahmen aus Gastronomie und Galerien sollen bezahlbare Ateliermieten für die Künstler subventionieren.

Bisher hat die Landesbank HSH Nordbank als Gläubigerin immer abgelehnt, das Tacheles-Gebäude aus der Konkursmasse herauszulösen. Sie will das 2,4 Hektar große Areal mit insgesamt 16 Grundstücken, zu dem auch die riesige Parkplatzfläche gehört, meistbietend versteigern. Einen Termin dafür gibt es noch nicht, wie Katrin Bude von der HSH Nordbank sagte. Es kursieren auch Gerüchte, dass ein bekannter Investor bereits die Bankforderung gekauft hat und es gar nicht zu einer Zwangsversteigerung kommt. Interessiert am Tacheles soll auch der Investor Arne Piepgras sein. Er hat das 2001 geschlossene Stadtbad Wedding in der Gerichtsstraße gekauft und zum Kunsthaus gemacht.

Die Tacheles-Künstler befürchten, dass jeder andere Käufer das frühere Kaufhaus luxussanieren und die Etagen an Schickimicki-Galerien, Nobelrestaurants und Designerläden vermieten wird.

"Wir haben das Tacheles zum weltberühmten Kunsthaus gemacht. Alles andere wäre ein Plagiat, das nicht funktionieren wird", sagt Hüseyin Arda.

Informationen unter http://artprotacheles.blogspot.de.
Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

47 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.602× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.946× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.581× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.481× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.