Diskussionen über neuen Graft-Palast in der Invalidenstraße
Sie entwerfen abgefahrene Häuser und futuristische Bauwerke. Ihre schwebende Wolke als begehbare Skulptur für eine temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz zum Beispiel löste 2007 international Begeisterung aus. Klar, dass die Stararchitekten vom Büro Graft für ihren eigenen Firmensitz kein stinknormales Haus bauen wollen. "Das soll natürlich unsere Visitenkarte sein", sagt Wolfram Putz, einer der Graft-Gründer.
Das Architekturbüro ist einer der Investoren, die auf dem Gelände der abgerissenen Hemingway-Schule in der Acker- Ecke Invalidenstraße bauen. Die Direktvergabe der Grundstücke an die Stararchitekten und die Hamburger Modemacherin Henriette Joop durch den Liegenschaftsfonds (Lifo) war umstritten. Jette Joop musste zusichern, ihren Firmensitz von Hamburg an die Ackerstraße zu verlagern. Nach Informationen der Berliner Woche ist Jette Joop jetzt ausgestiegen, weil sie die Bedingung nicht erfüllen wollte. Die Graft-Architekten hingegen hattt letztes Jahr gekauft und wollen, wie vom Lifo vertraglich gefordert, ihren Sitz von der Heidestraße an die Invalidenstraße verlegen und rund 60 Arbeitsplätze schaffen.
Im Baukollegium, einem von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher gegründeten Expertengremium für einzelne Projekte und städtebauliche Planungen von besonderer Bedeutung, ist der im Januar von den Graft-Architekten präsentierte Entwurf vorerst zurückgewiesen worden. Vor allem die Denkmalschützer sollen Bauchschmerzen damit haben, dass die benachbarte Elisabethkirche von Architekt Karl Friedrich Schinkel durch den gläsernen Büro- und Wohnpalast zu sehr in den Hintergrund gerät. Wolfram Putz will sich zum Entwurf wegen der laufenden Verhandlungen nicht weiter äußern. "Es gibt unterschiedliche Vorstellungen von zeitgenössischer Architektur im Bereich eines Denkmals", sagt er nur zum geplanten "Kompetenzzentrum für Design und Nachhaltigkeit", so der interne Arbeitstitel für die GRAFT-Zentrale. Er wolle kein "Ufo" an die Invalidenstraße stellen.
Durch die Diskussionen um das Gebäude könnten die Bagger laut Putz nun frühestens 2015 anrollen. Architekt Karl Friedrich Schinkel bezeichnet er als "Superheld und großes Vorbild". Er sei immer für das Neue gewesen, weshalb der Graft-Chef glaubt, "dass wir zu einer gütlichen Lösung kommen." Bis Ende März will er dem Baukollegium einen überarbeiteten Entwurf präsentieren.
Liegenschaftsfonds-Sprecherin Irina Dähne bestätigte indirekt, dass der Deal mit Jette Joop geplatzt ist. "Sollte sich das bestätigen, werden wir das Vermarktungsverfahren neu in Gang setzen", so Dähne.
Einer fängt im März auf jeden Fall an zu bauen. Investor Markus Friedrich errichtet in der Ackerstraße an der Ecke Elisabethkirchstraße ein fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Friedrich gehörte bis Ende 2012 das Haus in der Ackerstraße 169, in dem kurz nach der Wende das linke Kultur- und Wohnprojekt Schokoladen eröffnet wurde. Nach jahrelangen Querelen und Räumungsklagen hatte Friedrich die marode Immobilie an die Schweizer Stiftung Edith Maryon verkauft und damit die Zukunft des Schokoladens gesichert. Im Gegenzug durfte er das landeseigene Grundstück an der Ackerstraße kaufen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.