Ehrenamtliche Helfer der Volkssolidarität sammeln wieder Geld
"Nein, nein, ich wohne doch gar nicht hier." Gerade noch hatte der Mann neugierig über den Zaun geschielt. Jetzt scheint die Bekämpfung des Unkrauts auf dem gepflegten Rasen doch von großer Dringlichkeit zu sein.
Wolfgang Friedrich, der auf eine Geldspende für die Berliner Volkssolidarität gehofft hatte, wendet sich enttäuscht ab. Eine Nachbarin verrät kurz darauf, der gärtnernde Mann wohne im Haus gegenüber. "Na, dann hat er ja wenigstens nicht gelogen", scherzt Friedrich. Eine Ausrede war es trotzdem. Und von denen hat der Rentner schon viele gehört.
Seit 2006 ist Wolfgang Friedrich bei der jährlichen Sammelaktion der Volkssolidarität in seinem Kiez unterwegs. Seither hat sich vieles verändert. "Das Sammeln ist mühsamer geworden", sagt Friedrich. Viele Menschen seien inzwischen in Rente. Da bleibe zum Spenden nicht mehr so viel übrig.
Doch davon lässt sich Friedrich nicht entmutigen. Er freut sich auch, wenn jemand 50 Cent gibt, denn mühsam nährt sich ja bekanntlich das Eichhörnchen. Im vergangenen Jahr hatte Friedrich 300 Euro gesammelt. In seinem Sammelgebiet gibt es etwa 85 Haushalte. Bei rund 20 war er erfolgreich. "Das meiste Geld geben Mitglieder der Volkssolidarität", sagt er. Manche Leute seien misstrauisch oder hätten kein Interesse an der Arbeit des Verbands. "Umso schöner ist es, wenn mal einer spendet, von dem man es nie erwartet hätte."
Im vergangenen Jahr kamen in Berlin insgesamt 306 000 Euro an Spenden zusammen. Davon floss ein großer Teil in die Hochwasserhilfe für eine Kita im sächsischen Grimma. In Friedrichshagen konnten die Helfer insgesamt 4000 Euro zusammentragen. Eine Hälfte ging an die Bezirksverbände der Volkssolidarität, die andere an die Ortsgruppe Friedrichshagen. So wird die Verteilung jedes Jahr gehandhabt.
Die Bezirksverbände setzen den Erlös vor allem für kiezbezogene Projekte ein wie Stadtteilzentren, Mobilitätshilfedienste oder den Migrationssozialdienst. Und die Ortsgruppen unterstützen unter anderem sozial benachteiligte Familien und ältere Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind. So bietet die Ortsgruppe Friedrichshagen einen Mittagstisch und einen ambulanten Pflegedienst an. "Außerdem konnten wir im vergangenen Jahr zwei Kindern eine Klassenfahrt ermöglichen, deren Familien nicht in der Lage gewesen wären, den Aufenthalt zu bezahlen", sagt Friedrich stolz.
Gerade diese kleinen Erfolge sind es, die den Rentner ermutigen, jedes Jahr wieder von Haus zu Haus zu ziehen und um Spenden zu bitten.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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