Experten des Vivantes Klinikums Am Urban zur Früherkennung von Psychosen

Prof. Dr. Andreas Bechdolf, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit FRITZ am Urban.
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Berlin. Zum Thema "Psychose, Stimmenhören und Verfolgungsängste, schnelle Hilfe ist wichtig" fand am 13. Juni eine Telefonaktion mit Experten des Frühinterventions- und Therapiezentrum FRITZ vom Vivantes Klinikum Am Urban statt.

Frage: Mein 18-jähriger Sohn zieht sich seit einem Jahr zurück, ist wenig konzentriert, die Schulleistungen haben stark nachgelassen. Er war ein kontaktfreudiger Junge, jetzt verlässt er kaum noch das Zimmer. Kann dies mit dem Beginn einer Psychose zusammenhängen?

Antwort: Verfolgungsängste und Stimmenhören können eine mehrjährige Zeit von Rückzug, Kontaktverlust, Schwierigkeiten bei der Aufmerksamkeit und Konzentration und niedergedrückte Stimmung vorausgehen. Häufig kommen diese Beschwerden auch zusammen mit Stimmenhören und Verfolgungsängsten vor. Wenn der soziale Rückzug, Konzentrationsschwierigkeiten und Ängste sich nicht durch ein belastendes Lebensereignis, wie z. B. Trennung vom Partner oder Tod eines nahen Angehörigen erklären lassen und länger als sechs bis acht Wochen anhalten, ist es empfehlenswert, einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie oder das FRITZ am Urban für eine diagnostische Einschätzung zu kontaktieren. In ärztlichen oder psychologischen Gesprächen und körperlichen Untersuchungen wird geklärt, ob eine psychotische Erkrankung oder ein andere seelische Erkrankung wie Depressionen, Suchterkrankungen oder auch gar keine Erkrankung den Beschwerden zu Grunde liegen.

Frage: Mein jetzt 35-jähriger Sohn ist an einer Psychose erkrankt. Vor der ersten Erkrankungsphase hat er täglich Cannabis konsumiert. Kann Cannabiskonsum (Marihuana, Haschisch) zum Auftreten von psychotischen Symptomen führen?

Antwort: Cannabiskonsum kann das Auftreten psychotischer Symptome begünstigen. Besonders hoch ist das Risiko, wenn täglich konsumiert wird und wenn vor dem 15. Lebensjahr schon mit dem Konsum begonnen wird. Bei diesen Menschen liegt das Risiko, an einer Psychose zu erkranken, sechsmal höher als bei Menschen, die nicht Cannabis konsumieren.

Frage: Mein Freund nimmt Medikamente gegen Stimmenhören ein. Muss das sein oder kann Psychotherapie nicht viel besser helfen?

Antwort: Beim Stimmenhören im Rahmen von psychotischen Erkrankungen sollten in der Regel antipsychotisch wirksame Medikamente eingenommen werden. In 80 Prozent der Fälle gelingt es damit, das Stimmenhören zurückzudrängen. Psychotherapie spielt zusätzlich eine wichtige Rolle und hilft dem Betroffenen, einen besseren Umgang mit der Erkrankung und Stress zu finden. Psychotherapie alleine ist jedoch fast gar nicht wirksam, sondern nur in Kombination mit antipsychotischen Medikamenten, so dass man grundsätzlich zur Medikamenteneinnahme raten sollte.

Frage: Warum ist es so wichtig, frühzeitig mit psychotischen Symptomen in Behandlung zu kommen?

Antwort: Je länger die psychotischen Symptome bestehen, umso größere soziale Schwierigkeiten bekommen die Betroffenen häufig. Sie ziehen sich zurück von Anderen, wirken gereizt und berichten z. T. nicht nachvollziehbares, so dass sich andere Menschen häufig von den Betroffenen zurückziehen. Das ist ein Grund, wieso eine schnelle Behandlung wichtig ist. Darüber hinaus wissen wir, dass, wenn die Behandlung schnell erfolgt, das Ansprechen auf die Behandlung besonderes günstig ist und Menschen schneller wieder in ihren bekannten sozialen Bezügen zurechtkommen.

Mehr Informationen über Früherkennung von Psychosen finden Sie im Internet unter www.fritz-am-urban.de. Anmeldung zur Diagnostik und Beratung: 130 22 60 30.
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Prof. Dr. Andreas Bechdolf, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik mit FRITZ am Urban.
Dr. Heike Helber-Böhlen, Oberärztin des Frühinterventions- und Therapiezentrums FRITZ am Urban.
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Lokalredaktion aus Mitte

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