Finanzierung für Schiffsanleger ist noch ungeklärt
Die Bau- und Wirtschaftsstaatssekretäre Christian Gaebler und Henner Bunde haben mit dem Setzen des letzten Schlusssteins in der neuen Uferwand die Fertigstellung des Humboldthafens gefeiert. Nach dem Festakt durften die Politiker und Gäste noch eine Runde mit dem Brückenkontrollschiff Albatros drehen, um die neuen 700 Meter langen und nach historischem Vorbild schrägen Uferwände aus Granit und Sandstein von der Wasserseite aus zu bestaunen. Außer der Albatros werden jedoch erstmal keine Touristenschiffe im schicken Cityhafen festmachen. Der Senat plant zwar einen Schiffsanleger für große Flusskreuzfahrtschiffe, aber konkret ist noch gar nichts. Es gibt bisher weder eine Finanzierung noch einen Terminplan für den Steg, an dem solche langen Schiffe festmachen können. Laut Humboldthafen-Projektleiter Jörgen Rutke von der Senatsbauverwaltung sei eine Machbarkeitstudie in Arbeit.
Flusskreuzfahrtschiffe sind schwimmende Hotels, die tagelang durch Deutschland schippern und in verschiedenen Städten Station machen. Bisher können die bis zu 90 Meter langen Flussriesen in Spandau, Tegel und Potsdam halten. Eine Möglichkeit zum Anlegen im Zentrum gibt es noch nicht. Die Schiffe können wegen der niedrigen Spreebrücken nur vom Westhafen in den Humboldthafen einfahren und Berlin auf selbem Weg Richtung Norden wieder verlassen.
Der Schiffsanleger soll an der Westseite am Friedrich-List-Ufer ins Hafenbecken ragen. Auch normale Fahrgastschiffe für Stadtrundfahrten könnten den Anleger nutzen. "Wir haben vom Land Berlin seit Jahren eine schriftliche Zusage für eine Anlegestelle im Humboldthafen", sagt Jürgen Loch, Chef von Berlins größter Fahrgastschiffflotte Stern und Kreis. Möglich wäre auch, für die normalen Stadtschiffe eine Anlegestelle am nördlichen Hafenbeckenrand zu schaffen.
Bevor der Schiffsanleger für die Flusskreuzfahrtschiffe am Hauptbahnhof gebaut werden kann, muss der Tunnel für die S-Bahn-Linie S 21 fertig sein, die 2017 den S-Bahn-Ring mit dem Hauptbahnhof verbindet. Und auch der öffentliche Zugang mit einem breiten Arkadengang unter den neuen Gebäuden lässt noch einige Jahre auf sich warten. Rund um den Humboldthafen entsteht ab 2015 nach Plänen des Hamburger Architekten Hadi Teherani ein Stadtquartier mit rund 250 exklusiven Wohnungen, Geschäften und Hafenrestaurants am Ufer sowie Büros an der lauten Invalidenstraße. Teherani hatte Ende September einen Architektenwettbewerb der Senatsbauverwaltung gewonnen.
Ein Grundstück ist noch zu haben. Der Liegenschaftsfonds hat erst zwei von drei Grundstücken auf der nördlichen Brache zwischen Invalidenstraße und Hafen verkauft. Auf der Ostseite des Humboldthafes laufen die Bauarbeiten bereits auf Hochtouren. Zwischen Bahntrasse und Hugo-Preuß-Brücke entsteht bis Frühjahr 2015 das Büro- und Geschäftshaus HumboldtHafenEins mit Restaurants und Geschäften an der öffentlichen Uferpromenade.
Als Voraussetzung für die Bebauung der Ufer hat die Senatsbauverwaltung seit 2008 den historischen Humboldthafen saniert. 700 Meter sind die Uferwände lang. Ein Abschnitt am Ostufer unter der Eisenbahnbrücke und neben dem Hauptbahnhof kann wegen der Neubauvorhaben erst später gemacht werden. Die Erneuerung der Uferwände hat 20 Millionen Euro gekostet; 90 Prozent bezahlt der Bund. Die schrägen Uferwände wurden bis 1859 nach Plänen des Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné zusammen mit dem Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal gebaut. Die neuen Wände aus Sandstein gleichen dem historischen Vorbild. Die Hälfte der alten Sandsteinplatten wurde denkmalgerecht aufgearbeitet und wieder verwendet. Grundlage für die Hafenerneuerung ist der Siegerentwurf von Ungers und Winkens aus dem Städtebaulichen Wettbewerb von 1994. Rund um das Hafenbecken entstehen Wohnungen, Büros, Geschäfte und Restaurants.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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