Grabungen erbrachten interessante Resultate
Der Große Jüdenhof sei erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts entstanden, doch habe man auch Hausgrundrisse gefunden, die aus dem 14. Jahrhundert stammen, sagt die Archäologin Anja Grothe. Entgegen früheren Erwartungen habe man weder Reste einer Synagoge noch eines Ritualbades entdeckt, dafür aber Keller und Hausmauern sowie zahlreiche Keramik- und Glasscherben, Metallgegenstände und Utensilien aus Handwerksbetrieben. "Auf einen Kriminalfall deuten Bestattungen aus dem 17. Jahrhundert hin, die ein Arzt gegen die üblichen Regeln in der Nähe seines Hauses vorgenommen hat. Er hat die Leichen im Keller oder neben seinem Haus entsorgt, die Gründe für dieses ungewöhnliche Vorgehen kennen wir leider nicht", sagt Anja Grothe. Die Grabungen auf der Brache unweit vom U-Bahnhof Klosterstraße ergaben interessante Einsichten in die Berliner Stadtgeschichte.
Die hier ansässigen jüdischen Bewohner durften nach damaligen Gesetzen nur als Geldwechsler und Geldverleiher tätig sein, konnten aber einem Handwerk nicht nachgehen. Für sie war die Nähe zum Molkenmarkt wichtig, weil sich dort das wirtschaftliche Zentrum des mittelalterlichen Berlin befand.
Nach der Vertreibung der Berliner Juden im ausgehenden 16. Jahrhundert siedelten sich in der Gegend, damals noch am Rande der Stadt, christliche Handwerker an. Die Funde zeigen, dass am Großen Jüdenhof damals unter anderem die Metallverarbeitung und das Posamentiergewerbe vertreten waren. Die archäologischen Untersuchungen erfolgten im Vorfeld der Neubebauung des Areals.
Autor:Helmut Caspar aus Mitte |
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