Gruselshow zeigt die dunklen Seiten der Hauptstadt
Wenn man Dungeon (engl. "Kerker", "Verlies") Berlin googelt, kommt als dritter Eintrag ein Dominastudio in Reinickendorf. Bizarre Damen in gruseligen Räumen laden zu einer "Reise in eine andere Welt, erfüllt von großer Lust und dosiertem Schmerz." Die Beschreibung könnte auch auf Berlins neue Gruselshow "Berlin Dungeon" zutreffen. Wie im Erotik-Verlies werden auf der Reise durch Berlins dunkle Seiten die Besucher schon mal angebrüllt, eingeschüchtert, auf den Folterstuhl gesetzt und in Angstzustände versetzt. Das Berlin Dungeon ist das achte weltweit. Nur in Berlin werden alle Shows in Deutsch oder Englisch gespielt. Kinder dürfen ab zehn Jahren in Begleitung von Erwachsenen rein. Es wird jedoch empfohlen, die Gruselshow erst Jugendlichen ab 15 zuzumuten.
Es gibt neun Shows mit wirklich sehr guten Schauspielern, die jeweils bis zu 36 Leute durch die pestverseuchten Straßen des Mittelalters scheuchen und im Hospital die Därme rausreißen. Besonders fies ist der Folterknecht in der "Herberge der Erniedrigung und des Schmerzes", wie der Typ das Stadtschloss nennt. Er hat was gegen Bayern und schneidet mit diversen Instrumenten vorzugsweise bajuwarischen Opfern Zungen und männliche Geschlechtsorgane ab.
Auch der Richter eines "geheimen Gerichts" im Jahre 1679 verurteilt jeden ohne Gnade und hat ganz klar etwas gegen Besucher aus dem Freistaat. "Das ist Berlin, nicht Bayern" brüllt er den Delinquenten auf der Anklagebank an und wirft ihm "Verbrechen gegen die Berlin-Fashion" vor. Mit dem Schild "Fashion-Killer" um den Hals muss sich der Verurteilte ausbuhen lassen.
Und schon gehts weiter in die Hohenzollerngruft, wo die weiße Frau als Geist ihr Unwesen treibt. Zum Schluss steht ein Pflichtbesuch zu Carl Großmanns Fleisch- und Wurstwarenstand auf dem Gruselplan. Der Serienmörder, der Dutzende Frauen ermordet hat und seine Opfer zu Wurst und Dosenfleisch verarbeitet haben soll, kommt als einziger in der insgesamt 60 Minuten langen Show nur als Stimme daher - gesprochen von Sky du Mont. Dafür gibt es in der stockdunklen Fleischerei Nackenschubser aus der Holzbank und der Sitz wird plötzlich nach hinten gerissen.
Die Spezialeffekte und Kulissen in dem zum Berlin Dungeon umgebauten Plattenbau in der Spandauer Straße, wo früher die Unibuchhandlung war, sind beeindruckend. Merlin hat 15 Millionen Euro in Berlins Horrorshow investiert.
Nach nur sechs Monaten Bauzeit ist das 1500 Quadratmeter große Verlies fertig. Es gibt eine Floßfahrt über die nach Pest stinkende Spree - Wasserspritzereien inklusive. Und im Hospital kann es passieren, dass den Besucher ausgebüxte Blutegel im dunklen Krankenzimmer ins Hinterteil zwicken.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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