Guttempler-Orden hilft Menschen mit Suchtproblemen
"Meine Frau hat täglich zwei Flaschen Wein und eine halbe Flasche Schnaps getrunken. Und das fast 25 Jahre lang", sagt Hans-Jürgen Daubitz. Heute ist Sabine trocken und engagiert sich mit ihrem Ehemann im Deutschen Guttempler-Orden. "Wir sind keine Sekte, sondern ganz normale Menschen, die sich wöchentlich treffen", erklärt Hans-Jürgen Daubitz. Insgesamt zählt der Orden rund 680 Mitglieder in Berlin, Tendenz fallend. Das Durchschnittsalter der Guttempler liege bei rund 64 Jahren.
Entsprechend sei auch das Angebot. Neben Skat- und Schachgruppen gibt es eine Briefmarken-Gruppe und einen Computer- bzw. Fußballclub. Kulturelle Veranstaltungen für wenig Geld gehören ebenfalls dazu. Kern des Programms sind jedoch die Gesprächsgruppen für Suchtkranke. Man müsse kein Guttempler sein und sei auch nicht verpflichtet in den Orden einzutreten.
Als Mitglied muss man sich jedoch den Werten der Guttempler verpflichten. Diese sind Enthaltsamkeit von Suchtmitteln, brüderliches Engagement und Frieden. Nur wer dazu bereit ist, kann Guttempler werden. So wie er und seine Frau es vor neun Jahren getan haben. "Die Guttempler haben uns den Weg in ein neues Leben geebnet", schwärmt er.
Im Januar 2004 hatten seine Frau und er beschlossen, für immer auf Alkohol zu verzichten. Der Weg dahin war lang. Es gab regelrechte Trinkgelage mit Freunden. Dann kam Sabines Abhängigkeit, die immer mehr Alkohol brauchte. Es folgten Albträume, Angstzustände, täglicher Streit in der Familie. Bis es eines Tages beiden zu viel wurde.
Denn auch der gesundheitliche Zustand von Sabine Daubitz hatte sich verschlechtert, Bauchspeicheldrüse und Leber waren angegriffen. Die 54-Jährige machte eine Entgiftung, anschließend eine mehrwöchige Therapie. Wieder zurück im Alltag galt es, einen festen Halt in einer Selbsthilfegruppe zu finden. Und so kamen die Daubitz zu den Guttemplern und sind ihnen bis heute treu geblieben.
Sabine Daubitz leitet das Café im Guttemplerhaus in der Wildenbruchstraße 80 in Neukölln, wo es täglich eine warme Mahlzeit für wenig Geld gibt. Außerdem engagiert sie sich für junge Leute mit Suchtproblemen in einem eigenen Gesprächskreis. Neben Alkohol sind hier vor allem Tablettenabhängigkeit und Drogen wie Haschisch oder Heroin das Thema.
Gemein ist allen Mitteln: Es geht um den Rausch. Doch nach dem Abheben folgt meist der tiefe Sturz. Und diesen wollen die Guttempler abfangen oder gar vermeiden. "Wir sind konfessionell und parteipolitisch nicht gebunden und verfolgen mit unserer Arbeit ausschließlich gemeinnützige Zwecke", betont Daubitz abschließend.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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