Internationale Modellbahnschau am 5. und 6. Oktober
Angekündigt sind rund 30 seltene Bahnen verschiedener Marken und Baugrößen aus den Jahren von 1900 bis 1960, die es an den zwei Tagen im Fahrbetrieb zu bewundern gibt. Schwerpunkt sind die sogenannten Tischbahnen. Komplette Anlagen mit allem Drum und Dran, die im Gegensatz zu den Bahnen der größeren Spurweiten auf einen normalen Tisch passen. Dazu gehören vor allem Märklin Liliput-Bahnen mit 26 Millimetern Spurweite aus den Jahren 1912 bis 1925 oder der legendäre Trix-Express mit der ersten fernsteuerbaren Entkupplung von 1938. Da heute keine vollständige Liliput-Bahn in einer Hand mehr bekannt ist, werden Sammler aus Portugal, England und Berlin in Marienfelde erwartet, um ihre Teile zu einer funktionierenden Bahn zusammenzufügen.
Dafür kann mit der "Bing"-Tischbahn (1922 bis 1932 gebaut) eine der weltweit größten Sammlungen präsentiert werden. Die Bing-Bahn wurde in zwei Versionen, mit Uhrwerksantrieb sowie mit elektrischem Antrieb, gebaut. "Ein Hamburger Sammler wird uns das fast vollständige Lok- und Wagen-Fertigungsprogramm dieser Bahn auf rund 18 Metern Länge präsentieren. Andere Sammler aus dem In- und Ausland werden einzelne Stücke ergänzen", freut sich Mitveranstalter Dieter Weißbach. Als modernes Pendant wird die große Modul-Modelleisenbahnanlage der Schul-Arbeitsgemeinschaft aufgebaut und in Betrieb vorgeführt. Schüler haben in den letzten rund 25 Jahren Teilstücke der Berliner Stadtbahn mit S-Bahnen und Fernzügen gebaut.
Darüber hinaus ist die Ausstellung in Zusammenhang mit der Bing-Bahn und dem Trix Express gleichzeitig als Mosaikstein zum Themenjahr "Zerstörte Vielfalt" gedacht. Für den Modelbahnbauer Bing gab es im Jahr 1938 eine tragische Zäsur. Die Nationalsozialisten zwangen den jüdischen Firmengründer Stephan Bing im April 1938 seine Markenfirma Trix Express zu verkaufen und Deutschland zu verlassen. Bing emigrierte nach England und setzte dort seine Arbeit mit Modelleisenbahnen nach englischen Vorbildern fort. Kurz nach dem Angriff der deutschen Wehrmacht auf Norwegen im April 1940 wurde Stephan Bing in England interniert und starb dort wenige Tage später an einer Herzattacke.
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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