Kassenärztliche Vereinigung verweigert Bezirk wichtige Daten zu Arztpraxen

Mitte. Ärzte in Berlin verlagern ihre Praxen gerne in gutsituierte Bezirke. Mitte will jetzt gegensteuern. Doch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) verweigert wichtige Erhebungsdaten.

"In Mitte ist die Situation am kritischsten in Wedding, Gesundbrunnen und Moabit sowie an der Karl-Marx-Allee", sagt Bürgermeister Christian Hanke (SPD). In den sozialen Brennpunkten fehlten vor allem Kinderärzte, muttersprachliche Psychologen und Psychotherapeuten. Ein brisanter Fall sei die Verlegung der Arztpraxen aus dem Haus der Gesundheit am Alexanderplatz nach Marzahn-Hellersdorf gewesen. Auf einen Schlag sollte eine Reihe von Arztpraxen aus dem Bezirk verschwinden. "Das zeigt die Notwendigkeit der kleinräumigen Analyse der ärztlichen Versorgung für die betroffenen Bevölkerungsgruppen", so Hanke. Der Bürgermeister will "die lokale Bevölkerung fußläufig angemessen versorgt" wissen.

Ein Instrument für diese Erhebung ist die Gesundheitsberichterstattung. Bis 2009 übermittelte die KV Ärztelisten an das Bezirksamt. Seither ist Schluss. Das Argument des Datenschutzes, das die KV lange Zeit anführte, lässt Hanke nicht gelten. Es gehe nicht um persönliche Daten der Mediziner, sondern lediglich um Angaben zur Praxisadresse, Anzahl der Ärzte je Fachgebiet und um die Frage, ob sie als Haus- oder Fachärzte tätig sind.

Peter Pfeiffer, bei der KV zuständig für die Sicherstellung der Erhebung der Arztregisterstammdaten, argumentiert, als Körperschaft des öffentlichen Rechts dürfe die KV Einzelangaben über die persönlichen und sachlichen Verhältnisse von Ärzten für eine Gesundheitsberichterstattung der Bezirke nicht erheben, speichern, verarbeiten und weiterleiten. Pfeiffer merkt an, dass die KV eine allgemein zugängliche Arztsuche anbiete. Dort sind freilich nur die Mediziner aufgeführt, die einer Veröffentlichung ihrer Daten zugestimmt haben.

Der Bezirk fordert seit mehr als zehn Jahren ein anderes System für Niederlassungen. Heute sei ganz Berlin eine einzige Versorgungsregion, sagt Hanke. Der Rathauschef will zum früheren System zurückkehren, als jeder Bezirk eine Versorgungsregion war. Hanke will sich nun an Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) wenden.

Karen Noetzel / KEN
Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

20 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 71× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 754× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 66× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.